Der 22. August 1920 war ein denkwürdiger Tag in der Salzburger Stadtgeschichte. Zum ersten Mal fand auf dem Domplatz die Aufführung des „Jedermann“ statt. Dessen Schöpfer Hugo von Hofmannsthal hatte sich zusammen mit Max Reinhardt und Richard Strauss der Idee verschrieben, ein Festival der Superlative auf die Beine zu stellen. Nicht nur Theater, sondern auch Konzerte und Opern sollten die Festspiele zu einem erstklassigen Ereignis werden lassen. Im Laufe der Zeit bekamen sie namhafte Unterstützung durch Herbert von Karajan, der nicht nur zusätzlich die Osterfestspiele gründete, sondern dem Geschehen auch insgesamt internationales Flair verlieh und sogar dafür sorgte, dass der passende Rahmen in Form eines großen Festspielhauses gewährleistet wurde.
Einschränkungen
Daß genau 100 Jahre später dieses medial gefeierte Ereignis fast nicht stattgefunden hätte, ist der aktuellen Situation geschuldet, die jetzt weltweit gilt. Das Jahr 2020 steht da unter einem schwierigen Stern. Für die klassische Musik, Theater und Schauspiel. Aufführungen aller Art wurden und werden abgesagt, um Menschenansammlungen zu vermeiden oder zumindest einzuschränken. Auch ein anderes Jubiläum ist davon betroffen. Beethoven wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Doch dafür lässt die augenblickliche Situation leider nur wenig Spielraum.
Salzburg hat sich aber entschieden, die Festspiele stattfinden zu lassen – wenn auch in reduzierter Form und unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Statt 200 Vorstellungen an 44 Tagen wird es 90 Vorstellungen an 30 Tagen geben. Vom 1. August bis zum 30. August werden die Festspiele laufen. Und am vergangenen Samstag erfolgte bereits der Auftakt durch die Aufführung der Richard Strauss Oper „Elektra“.
Programm
Begleitet wird das diesjährige Spektakel durch viele Sondersendungen und Dokumentationen zum Thema. Neben einem umfangreichen Online-Angebot wird auch der TV-Kanal ARTE sein Publikum unter dem Motto „Salzburg für Jedermann“ mit einem ausführlichen Programm begeistern. Unter anderem wird der Pianist Igor Levit Beethovens 32 Klaviersonaten live interpretieren. Anna Netrebko gibt sich am 27.08. die Ehre und singt Arien aus u.a. Tschaikowskis „Pique Dame“ und „Eugen Onegin“. Die Wiener Philharmoniker spielen unter wechselnder musikalischer Leitung (u.a. Riccardo Muti und Gustavo Dudamel) Werke von Beethoven, Liszt und Strawinsky.

Große Namen werden sich auch in diesem denkwürdigen Jahr in Salzburg zusammenfinden und gemeinsam der Pandemie trotzen. Unter Berücksichtigung der Abstandsregeln ist dies ein wichtiges Zeichen und eine akzeptable Alternativ-Lösung. Kai Germann wird für Orchestergraben vor Ort sein, und sich einen Eindruck verschaffen und Stimmungsbilder einfangen.
Weitere Informationen zum Thema oder zum Programm finden man direkt bei den Salzburger Festspielen und im Programm bei ARTE.
Titelfoto: Zdeněk Adamec 2020: Ensemble, Foto von SF / Ruth Walz