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Einfach Klassik.

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Blu-Ray Review: Neujahrskonzert 1987 und Silvesterkonzert 1988

Als Herbert von Karajan 1987 das Neujahrskonzert erstmalig dirigierte, war dies der Beginn einer neuen Ära. In den Jahrzehnten zuvor war es Tradition, dass diese weltweit beachtete Veranstaltung in der Regel immer von dem selben Dirigenten geleitet wurde. So stand von 1980 – 1986 Lorin Maazel am Pult und in den Jahren davor immer Willy Boskowsky, und zwar durchgehend 24 Jahre lang. Somit bedeutete die Übergabe des „Zepters“ an und für Karajan nicht nur eine besondere Ehre, sondern es war ein Signal für den Aufbruch in eine neue Zeit. Für den in Salzburg gebürtigen Maestro sollte es allerdings auch das einzige Konzert dieser Art bleiben, denn er starb bereits im Juli 1989. Aber nicht allein nur deswegen hat die vorliegende Aufnahme einen legendären Status.Die Zusammenstellung des Programms war mehr als kurzweilig, denn der damals schon gesundheitlich schwer angeschlagene Karajan zeigte in der Konversation mit dem Publikum seine humorige Seite und die Sopranistin Kathleen Battle begeisterte stimmlich mit ihrer Einlage im „Frühlingsstimmen-Walzer“. Insgesamt ein perfekt aufeinander abgestimmtes Konzert und bis heute ein Verkaufserfolg auf CD.

Neujahrskonzert – perfekt abgestimmt

Vor wenigen Wochen ist das Neujahrskonzert 1987 erstmalig auf Blu-Ray erschienen. Die Bildqualität in hochskaliertem 1080i ist allerdings dem Alter der Vorlage geschuldet. Echtes HD-Feeling kommt nicht auf, die Tonspuren in PCM Stereo und DTS-HD MA 5.0 sind jedoch gut ausgesteuert und vermitteln auch im Tieftonbereich den notwendigen Druck.

Auch das Silvesterkonzert 1988 ist nicht minder legendär. Für den damals 17-jährigen Pianisten Evgeny Kissin bedeutete das 1. Klavierkonzert Nr. 1 in b-moll von Tschaikowsky den internationalen Karrieredurchbruch. Karajan hatte sein Talent früh erkannt und gefördert. Zwar wirkte Kissin damals beim Betreten der Bühne noch extrem angespannt, dann jedoch überraschte er mit einer hochvirtuosen und denkwürdigen Performance dieses Meisterwerks der orchestral begleiteten Klavierliteratur.

Guter Ton

Leider ist die technische Umsetzung dieser Aufnahme mit der des Neujahrskonzerts nicht vergleichbar. Das Bild wirkt stark verwaschen und erinnert eher an eine zu lange gelagerte VHS-Kassette. Durch den Einsatz von Filtern sind stehende Rauschmuster und Artefaktbildungen, sowie digitale Nachzieheffekte deutlich sichtbar. Auch fehlt es dem Bild erheblich an Schärfe. Zum Glück kommen die beiden Tonspuren ähnlich gut zur Geltung wie beim Neujahrskonzert beschrieben.

Neujahrskonzert Cover

Fazit: Beide Konzerte sind ein absolutes Muss für Fans der sogenannten „leichten Muse“. Wer über die einer Blu-Ray unwürdigen Bildqualität hinwegsehen kann, bekommt mit der vorliegenden Ausgabe nicht nur in nostalgischer sondern auch in musikalischer Hinsicht ein regelrecht klassisches „Schmankerl“ geboten. Eine deutlich bessere technische Umsetzung wäre und bleibt allerdings wünschenswert.

Icon Autor lg
Kai Germann ist Pädagoge und war 15 Jahre lang Radiomoderator in unterschiedlichen Sendeformaten. Schon als Jugendlicher früh durch Oskar Werner inspiriert, hat er sich intensiv mit Poesie, Literatur und klassischer Musik auseinandergesetzt und auch selbst Klavier gespielt. Neben dem Schwerpunkt Wiener Klassik liebt er Musik in all ihren Facetten. Er schreibt Film-Rezensionen und Klassik-Reviews (Konzerte, CD-Neuerscheinungen, Buchbesprechungen), führt Interviews zum Thema Film, Theater, klassische Musik, und hält sich gerne in Salzburg auf. Kai Germann möchte mit seinen Beiträgen nicht nur Kenner, sondern auch Neueinsteiger jeden Alters für die vielen unterschiedlichen Facetten der klassischen Musik begeistern.
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