Es ist allgemein bekannt, dass Tchaikovsky von seiner eigenen Klaviermusik nur relativ wenig hielt. Rein künstlerisch gesehen, sind diese Arbeiten tatsächlich im Gegensatz zu vielen anderen Werken des bekanntesten russischen Komponisten von eher geringerer Bedeutung. Dennoch erscheinen gerade „Die Jahreszeiten“ op. 37 aufgrund ihrer Stimmung und Schlichtheit als wahre Perlen im Bereich der virtuosen Klaviermusik.
Der aus insgesamt 12 Stücken bestehende Zyklus entstand im Auftrag einer damals bekannten Musikzeitschrift mit dem Titel „Le Nouvelliste“, welche monatlich erschien.
Der aus Odessa stammende und in Düsseldorf lebende Pianist Boris Bloch hat Tchaikovskys „Jahreszeiten“ nun neu eingespielt. Dabei gelingt es ihm wie selten zuvor, die einzelnen Stücke so darzustellen, dass sie dem Hörer einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt Tchaikovskys vermitteln. Bei seinen Interpretationen versteht es Boris Bloch wie kaum ein anderer, die kunstvoll melodischen Miniaturstücke in literarischer Form dem Hörer näherzubringen. Sein Spiel ist glänzend virtuos, spannungsgeladen und emotional. Die Aufnahme entstand live im November 2018 anlässlich des 125. Todestages des Komponisten an der Folkwang Universität der Künste.
Kleinod
Ein weiterer Hörgenuss ist die den „Jahreszeiten“ folgende „Romanze f-Moll op. 5“. Boris Bloch erzeugt mit seinem Spiel ein Feuerwerk an Stimmungen. Farben- und kontrastreich in der Interpretation, bringt er dieses Kleinod zu höchster musikalischer Güte. Bei seiner Deutung des „Valse sentimental“ op. 51 gerät er nahezu in tänzerisches Schwärmen.
Für eine Live-Aufnahme ist die CD klanglich sehr gelungen. Leider wird der Hörgenuss ab und an durch deutlich wahrnehmbares Hüsteln des Publikums gestört – der Schrecken eines jeden Pianisten.
Boris Bloch – Ein Ausblick
Bei dem uns vorliegenden Titel handelt es sich um die 9. Ausgabe einer 10 CD umfassenden Gesamtedition mit dem Titel „Piano Works“, welche zum 70. Geburtstag des Pianisten im Jahre 2021 erscheinen wird. Darin werden sich neben Tchaikovsky unter anderem auch Werke von Beethoven, Chopin, Mozart und Rachmaninow befinden. Alles Komponisten, welche Boris Bloch im Laufe seiner langen Pianisten-Karriere begleitet haben und die uns tiefe Einblicke in seine musikalische Seele erlauben. Boris Bloch leitet regelmäßig Meisterkurse an der Sommerakademie des Mozarteums in Salzburg und ist zudem Jury-Mitglied zahlreicher Musikwettbewerbe im In- und Ausland.