Bei Pianisten von Rang und Namen (was immer das auch heißen mag) genießt Erik Satie keine besonders große Wertschätzung. Seine Klavierminiaturen werden oftmals als sehr einfach, form- und anspruchslos bezeichnet, da er bei seinen Kompositionen auf dramaturgischen Aufbau oder Entwicklung ausgefeilter Harmonien fast gänzlich verzichtete. Satie selbst hat sich auch nie als Musiker bezeichnet. Sein Credo war es, das Publikum nicht zu langweilen. Leicht, unbekümmert und minimalistisch sollte es klingen. Dabei sind seine Werke voller Humor und Sarkasmus und in ihrer Einfachheit zuweilen magisch. Man sollte allerdings nicht den Fehler begehen, Satie zu unterschätzen. Mögen seine Stücke technisch auch keine große Herausforderung sein, die Interpretation verlangt dem Pianisten ein hohes Maß an Empathiebewusstsein ab.
Saties bekannteste Werke sind zweifelsohne die oftmals für Hollywood-Produktionen verwendeten „Gymnopédies“ (1888 erstveröffentlicht) sowie die sogenannten „Gnossiens“. Diese sehr melodischen Klavierminiaturen hat fast jeder schon einmal vernommen. Es gibt viele Einspielungen auf Tonträgern, aber nur wenige wirklich gelungene.
Denis Pascal mit Einfühlungsvermögen
Der französische Pianist Denis Pascal hat sich im vergangen Jahr dem Werk des als exzentrisch geltenden, aber auch autodidaktisch veranlagten Satie gewidmet, und mit seinen Neueinspielungen ein Meisterwerk abgeliefert. Gekonnt überträgt er das bei Satie notwendige Einfühlungsvermögen auf die Tastatur. Augenzwinkender Humor und Leichtigkeit, aber auch Melancholie und eine Prise Eleganz runden sein Spiel formvollendet ab. Ein Album, das beim Zuhören durchgehend Spaß macht und zu keiner Zeit Ermüdungserscheinungen aufweist. Die fast schon grotesk anmutenden Spielvorgaben Saties kann Pascal ebenso phantasievoll umsetzen. Schon vom ersten Ton an begeistert der Pianist mit einem weichen Anschlag und einer angenehmen Unaufdringlichkeit in der Umsetzung. Die fast schon hypnotische Wirkung der Walzer kommt durch den warm klingenden Steinway-Flügel intensiv zur Geltung.
Saties musikalisches Werk polarisiert bis heute. Die einen halten ihn für einen komponierenden Scharlatan, die anderen für einen genialen Visionär, der weder musikalische Vorbilder hatte und auch ansonsten recht wenig von gängigen Konventionen hielt. Sein Leben war das eines damals typischen Kabarett-Künstlers, hin- und hergerissen zwischen milieubedingter Alkoholsucht und andauernden finanziellen Problemen. 1925 starb er dann auch letztendlich an den Folgen einer Leberzirrhose. Zeitlebens musste er die Demütigungen seiner Kritiker ertragen, unter denen er besonders litt. Nach seinem Tod wurden in seiner Wohnung viele unveröffentlichte Werke entdeckt.
Wunderbare Klanggemälde
Denis Pascals neues Satie-Album ist eine echte Würdigung dieses Ausnahme-Komponisten. Klanglich exzellent gemastert und interpretatorisch auf hohem Niveau, dabei nuanciert und von einer gewissen Eleganz. Die karge Stilistik in den einzelnen Stücken setzt Pascal wie ein Puzzle zu einem wunderbaren Klanggemälde zusammen und lässt dabei andere Einspielungen wie die von Ciccolini oder Thibaudet mit Abstand hinter sich.