Eine der innigsten, romantischen Cello-Piano-CDs für diesen Herbst kommt vom russischen Cellisten Dimitri Maslennikov und der luxemburgischen Pianistin Sabine Weyer. Beide haben sich der berühmten e-Moll-Cellosonate von Johannes Brahms aus dem Jahr 1865 angenommen, wollen dieses Meisterwerk eines anerkannten Komponisten aber nicht länger für sich allein auf einen Sockel gestellt wissen. Denn musikalisch tiefer blicken heißt doch, einen historischen Kontext im ganzen erfahrbar zu machen.
In diesem Sinne kommen auf der neuen CD „The Brahms Connection“ zwei leidenschaftliche und virtuose Sonaten aus der Feder von Zeitgenossen, nämlich von Robert Fuchs und Heinrich von Herzogenberg ins Spiel. Beide befanden sich im Austausch mit Johannes Brahms und wurden von diesem auch wertgeschätzt. Robert Fuchs kann übrigens als einer der einflussreichsten Musikpädagogen seiner Zeit betrachtet werden, der unter anderem Alexander von Zemlinsky, Gustav Mahler, Hugo Wolff, Jean Sibelius und Richard Strauss zu seinen „Schülern“ zählte.
Großer Weitblick, überlegene Kraft in The Brahms Connection
Welche Wärme und Emotion geht aus dem Spiel dieses Duos hervor! Die Sonate von Robert Fuchs am Anfang dieses Programms, enstanden im Jahr 1878, eröffnet schon dankbare Möglichkeiten zuhauf – und die werden von diesem Duo mit großer Spiellust ausgekostet. Dimitri Maslennikov lässt seinen Celloton singen und aufblühen und reagiert auf jede Regung hellwach. Sabine Weyer durchdringt die Menge an zu spielenden Tönen mit gutem Weitblick und überlegenen Kraftressourcen. Johannes Brahms Sonate schließt sich hier wie eine logische Fortsetzung an – und erklimmt allein durch ihre prägnante, fast ohrwurmartige Thematik doch irgendwie eine höhere Daseinsstufe. Sabine Weyer und Dimitri Maslennikov schwören sich durch ihre hellwache Interaktion auf ein größtmögliches lyrisches Kontinuum ein. Noch temperamentvoller und aufbegehrender wirkt zum Schluss Heinrich von Herzogenbergs, im Jahr 1886 uraufgeführte, Sonate und zeigt sich dadurch für das Finale dieser Trilogie bestens prädestiniert. Im Adagio-Satz legt Maslennikovs Cellospiel noch mehr an ergreifender Empfindungstiefe zu, bevor das Finale durch mächtige, an Bach erinnernde Kontrapunktik im Klavier schon wieder weitere Gefühlsausbrüche beim Cello antreibt, die unter den Händen dieses hochmotivierten Spielers unerschöpflich scheinen. Insgesamt stellen Dimitri Maslennikov und Sabine Weyer trotz vieler individuellen Unterschiede im Detail eine gemeinsame Augenhöhe zwischen diesen tief romantischen Meisterwerken, überzeugend heraus. Zwischen der luxemburgischen Pianistin und dem russische Cellisten besteht eine solche ja ohnehin.