Die Mandoline ist ein historisches Zupfinstrument, das im 17. Jahrhundert seine Blütezeit hatte – aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn das zierliche Instrument mit seinem runden Korpus und seinem hellen Ton ist auch in der musikalischen Gegenwart sehr präsent. Die neueste Soloaufnahme des Hamburger Mandolinen-Profis Florian Klaus Rumpf ist ein Beleg dafür.
Florian Klaus Rumpf versiert
Sie bestätigt Rumpf als einen der kreativsten und spielerisch versiertesten Spezialisten auf diesem Instrument. Rumpfs bisherige Diskografie, zu denen eine Bach-Aufnahme, aber auch viele zeitgenössische Musik und auch Eigenkompositionen gehören, widerspiegeln einen zeitlosen künstlerischen Ansatz. Auf seinem neuen Album widmet sich der Hamburger einer sehr persönlichen Sache: „A Mandolin`s Guide to Hamburg“ ist ein imaginärer Soundtrack für die Stadterkundung aus der subjektiven Sicht dieses Musikers.
Zum Hören dieser CD gesellt sich ein besonderes Lesevergnügen: Im Booklet-Text beschreibt Florian Klaus Rumpf die Atmosphäre seiner Heimatstadt, die eben auch Lieblingsstadt ist. Für jedes der Stücke hat Rumpf seine Assoziationen parat, denn sie sind immer einem bestimmten Platz und einer ausgewählten Station auf einem imaginären Spaziergang gewidmet. Alltagswahrnehmungen bringen die schöpferische Fantasie dieses Musikers ins Klingen. Heraus kommt eine Liebeserklärung. Ein Selbstversuch, die eigenen Hörerlebnisse mit einer eigenen Erkundung der Hansestadt in Verbindung zu bringen, sei hier ausdrücklich empfohlen.
Faszinierend unangestrengt
Florian Klaus Rumpfs Hände können viel. Ebenso das Instrument, welches er damit in Schwingung versetzt bzw. gleich mehrere tiefe und hohe Vertreter der ganzen Mandolinen-Familie. Das sonnig funkelnde Eröffnungsstück von Keizo Ishobashi lässt durch sein jazziges Gepräge allein schon vergessen, was man bisher vielleicht über japanische Musik gedacht haben mag. Für viele Hörende mag dies die erste Begegnung mit der reichen japanischen Mandolinenmusik-Kultur sein. Faszinierend unangestrengt wirkt, wie Florian Klaus Rumpfs Spiel jede noch so komplizierte Mehrstimmigkeit meistert. Immer neue Fenster in alte, aber meist neuere Musiken tun sich auf: Ein empfindsames Allegro von Carl Friedrich Abel führt den ganzen Zauber barocker Affekte und Harmoniewechsel vor. In sonnige Gefilde von Blues und Folk geht es in einem Stück das Amerikaners Mark Summer. Und auch bei den weiteren vielgestaltigen Stücken, lebt der Zauber von Variationenfolgen, verblüfft die Bandbreite von Tönen und Klangregistern und vereint sich immer wieder Struktur mit Poesie und höchste Präzision mit wärmender Emotion.
So geht diese Gesamtschau über 13 Stücke aus diversen Zeitaltern und von mehreren Kontinenten immer weiter, bis sie mit einem Schlaflied und einem Jazzarrangement aus der Feder von Florian Klaus Rumpf in die Zielgerade kommt. Ein Streifzug durch die lebendige Urbanität von Hamburg kann ja schließlich auch mal etwas ausufern …
Konzerthinweis
Am Sonntag, 26. August 2022 spielt Florian Klaus Rumpf ein Releasekonzert mit seinem aktuellen Programm im Berliner Pianosalon Christophori.