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Einfach Klassik.

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CD-Review: Herbert Schuch – Soulmates

Der Pianist Herbert Schuch ist sehr produktiv, auch im Bereich der Veröffentlichungen. Das neue Album “Soulmates” bringt er mit der Idee, Klavierwerke von Franz Schubert und Leos Janǎček zu kombinieren, und er bezieht sich damit auf Dialoge und Bewegung. Vor allem mit Schuberts Musik tritt der Pianist in ein intensives Zwiegespräch, das er wirklich als 1-zu-1-Beziehung wahrnimmt. Weiterhin entsteht durch die Aneinanderreihung der Stücke auf der CD aber auch ein Dialog zwischen den Werken beider Komponisten, und damit kommt die zweite Parallele ins Spiel, die von Herbert Schuch in den Vordergrund gestellte Wandlung, Wanderung und Bewegung die beiden Komponisten in der Erstellung ihrer Werke zueigen ist. 

Dieses spezielle Konzept klang für mich zunächst etwas artifiziell, jedoch die Umsetzung gelingt Herbert Schuch auf ganzer Linie. Mit Schuberts “Moments musicaux” und den “Impromptus” hat sich der Pianist auch für klassische Gassenhauer entschieden, was mich erstmal zu Kopfwiegen bringt. Beim Zuhören merke ich dann aber wieder warum diese Musik so erfolgreich ist, denn ich höre sie wirklich gerne. Und Schuchs Spiel zieht mich dann immer mehr in den Bann der Komposition Schuberts, es kann tatsächlich beides, sowohl plastisch und räumlich modellieren in den Lautstärkeverläufen, als auch die Gefühlswelt des Komponisten einfühlsam und liebevoll darstellen. Und hier macht der Pianist noch nicht Halt. Mit eigener und sehr persönlicher Gestaltung der feinen Tempoveränderungen und auch mit überraschenden Dynamikakzenten hebt Schuch seinen Vortrag mal wieder deutlich heraus, aus den bereits bestehenden und bestechenden Aufnahmen dieser Werke. Und in Bezug auf Franz Schuberts Musik bleibt der Pianist dabei doch immer lebensbejahend, auch wenn es da ja ganz andere Facetten und zugrunde liegende Gemütslagen gibt, in die man sich werfen könnte. Schuch sieht immer das Licht am Ende, spielt hoffnungsvoll und zukunftsgewandt. Vielleicht ist das einfach das Naturell des Musikers, und vielleicht ist das ein Grund, warum ich Herbert Schuch so gerne beim Klavierspielen zuhöre. Das ist einfach so, und jeder ist eingeladen zu prüfen, ob es ihm oder ihr auch so geht. Es wäre einfach zu schade, diesen Künstler verpasst zu haben.

Herbert Schuch, Foto © Felix Broede
Herbert Schuch, Foto © Felix Broede

Bei näherem Hinhören fällt speziell bei den Stücken von Janǎček aus “On an Overgrown Path” auf, wie wirkungsvoll der Pianist seine Fertigkeiten nutzt, um die dramatische Erzählkraft die in dieser Musik steckt darzustellen. Mit sehr offener Atmosphäre und frei gelassenem Sustain erzeugt Herbert Schuch in “The Madonna of Frydek” schon fast seltsame Stimmung, und macht so dieses berührende Stück zu einem ganz besonderen Glanzpunkt auf der CD, trotz der vielen anderen berühmten Werke. Und Schuchs Spiel lässt es mir ans Herz wachsen, so dass ich beim Hören instinktiv immer wieder dazu zurückkehre, und mich in Bann gezogen sehe. 

Herbert Schuch mit hintergründigem Witz

In Janǎčeks “Come with us!” und “Our evenings” schwankt das Gefühl gar zwischen hintergründigem Witz und fesselnden Handlungsabläufen, und der Pianist fungiert einmal mehr als versierter Erzähler.

Schuch erfindet nicht neu, betreibt keine gewollte Dekonstruktion. Er spielt die Werke aus, und stellt in den Vordergrund, was die Attraktivität und die Popularität dieser wunderbaren Klaviermusik ausmacht. Wenn man einem Klavierschüler oder einer Klavierschülerin zeigen möchte, wie man diese bekannten Werke Schuberts gut spielen kann, dann darf man gerne auf „Soulmates“ verweisen. Und wir anderen hören einfach nur mit großem Genuss.

Titelfoto © Felix Broede

Das Album

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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