Was hat das Musikleben Japans mit der böhmischen Musikkultur gemein? In beiden Fällen haben Komponisten eine Lanze für den Kulturpatriotismus im eigenen Land gebrochen – in ausdrucksstarker, mitreißend sinfonischer Tonsprache! Das Pilsener Philharmonische Orchester ist für die Erarbeitung kultureller Brückenschläge zudem besonders prädestiniert.
Chuhei Iwasaki wurde in Toyko geboren und Chefdirigent dieses tschechischen Orchesters. Dass die Zusammenarbeit zwischen den Musikerinnen und Musikern und ihrem Leiter ausgesprochen rund läuft, das bestätigen viele Auslands-Tourneen, bei denen die Pilsener Philharmoniker regelmäßig enthusiatisch gefeiert werden.Man hört dieser Aufnahme an, dass dieses Orchester immer wieder antritt, um durch kraftvolle Performance ein großes Publikum von den Stühlen zu reißen.
Japan Czech Inspiration ganz neu
Japan Czech Inspiration, das neue Release für das Label ARS Produktion, krönt diese Entwicklung: In mächtigem Breitwandformat, angetrieben von ausdrucksstarker Rhythmik erhebt sich ein japanischer Klassiker aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Akira Ifukubes viersätzige Japanische Suite. Und ja: Das tschechische Orchester gibt hier wirklich alles, um mit zupackendem Schwung und opulenter Klangfarbenpracht die imaginäre Leinwand des Hörfilmes auszufüllen. Ifukubes Musik wirkt durchaus vertraut, weil sie zahllose Filmproduktionen bereichert, allen voran nahezu sämtliche Godzilla-Filme. Uralte Tänze, die eigentlich den Geist der Toten willkommen heißen, geben der Spiellust dieses Orchesters Nahrung, ebenso wie hier so mancher Einfluss von Igor-Strawinski lebt.Auf triumphale Passagen folgen zart funkelnde Impressionen, ein dramatisches, manchmal in positivem Sinne pathetisches Melos blüht vor allem in den Streicherteppichen der Pilsener Philharmoniker auf.
Lieblicher, volkstümlicher-romantischer beginnen auf Japan Czech Inspiration Leoš Janáčeks mährische Tänze, als dann inszeniert das Orchester einen umso rascher geschnittenen, ja fast collagenhaften Hörfilm in aufbrausender Dynamik und leuchtender Klangfarbenpracht. Ein „positiveres“ Musikerlebnisin maximalem sinfonischen Schwung wie hier unter Chuheis Dirigat kaum noch denkbar und setzt sich in den anschließenden böhmischen Tänzen fort. Ein zitierter uralter Tanz heißt die Geister der Toten willkommen. Ein Nocturno wird schon bald durch das nächste ausgelassene Fest abgelöst. So geht es auf festlichen Hochzeiten zu oder inszenieren die Arbeiter im Dorf auch mal einen „Schmiedetanz“.Die Stücke sind miniaturhaft kurz, aber es entsteht in der temperamentvollen Lesart dieses Orchesters ein bezwingender Spannungsbogen, bei dem sich nachspüren lässt, wie sich Liebe zum eigenen Land anfühlen kann.
Weniger folkloristisch inspiriert ist Leoš Janáčeks Suite für Orchester, die dafür mit umso mehr Lyrik den empfindsamen Wesenskern dieses Komponisten nach außen kehrt – an tänzerischem Drive entbehrt aber auch dieses Werk nicht, vor allem, wenn vom dritten Satz mit seiner markanten Thematik die Rede ist.
Ein Kommentar
Ich habe jetzt auch einmal reingehört und es gefällt mir gut;)
Alles Gute
Alessio