Einfach Klassik.

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CD-Review: Luisa Imorde – Piano Concertos

Gegenüberstellungen von Komponist*innen sind ein oft bemühtes Konzept für Klassik-Alben. Die Pianistin Luisa Imorde hat sich schon bei mehreren Veröffentlichungen dafür entschieden. Ihre neueste Platte bringt nun Clara Schumann und Carl Maria von Weber zusammen. Beide haben sich durch Hingabe und Widmungen anderen Personen gegenüber hervorgetan, wie sehr mir das beim Hören und Erfassen dieses Albums hilft, weiß ich jedoch nicht so recht. Und dennoch hat Luisa Imorde hier eine wirklich hervorragende Auswahl an Werken getroffen, die sie zum Teil mit den Bremer Philharmonikern umsetzt. 

Manchmal kann es so einfach sein, denn Clara Schumanns blanke Begeisterung für die Schönheit von Musik äußert sich schon deutlich in ihrem Klavierkonzert und in den Bearbeitungen der Lieder ihres Ehemannes. Und Imorde gibt diesen Voraussetzungen einen Ausdruck in der Umsetzung der glänzt, der fliegt, der sich in Klassikschönheit durch mein Wohnzimmer musiziert, dass mir das Herz aufgeht. Schon beim Kennenlernen des Alums habe ich Potenzial vermutet, und diese Einschätzung wird noch bei weitem übertroffen. 

Luisa Imorde elegisch

Gerade Schumanns Klavierkonzert präsentieren die Beteiligten als das komplexe und tiefe Werk, als das es sich nun über Wochen auch in meinem Hören etabliert hat. Die Komponistin hat ein großes Stück Musik geschaffen das in Stimmung und Spannung alle einem Konzert würdige Vielfalt durchlebt, und Luisa Imorde stellt das mit Hingabe und viel Engagement dar. Die Solopassagen im ersten Satz spielt sie elegisch aus, nimmt aber dann das Orchester wieder sehr erzählend mit, und führt den Vortrag von einem dramaturgischen Ankerpunkt zum Nächsten. 

Luisa Imorde Cover

Der langsame zweite Satz „Romanze. Andante non troppo con grazia“ ist besonders bemerkenswert, denn hier spielt Luisa Imorde weitgehend in Zwiesprache mit dem solo Cello, mit nur wenig Unterstützung der Streicher, und bietet ruhig leise, intime Narrative, die sie mit schreitender Ruhe im Vortrag ausgestaltet.

Diese liebevolle Zuwendung zur Musik fällt mir dann auch im Verlauf des Albums auf, wenn Luisa Imorde Clara Schumanns Bearbeitungen für Solo-Klavier der „Myrthen“ aus der Feder ihres Ehemannes spielt. Zum Beispiel in „Widmung“ erlebt man sehr beeindruckend die dann insgesamt dreiteilige Kunstfertigkeit mit der dieses einzigartige Musikstück entsteht. Die interpretatorischen Beiträge von Pianistin und Komponist*innen scheinen auf wunderbare Art zu verschmelzen, und regen mich stark zum Mitsummen an. 

Leichtigkeit und Unbeschwertheit

Dazwischen gewoben sind Klavierstücke von Carl Maria von Weber, die zwar verspielt, aber insgesamt doch klassischer daher kommen. Luisa Imorde realisiert diese Stücke mit Leichtigkeit und Unbeschwertheit, und gibt so dann aber doch einige Facetten in von Webers Kompositionen Preis.

Als Ende des Album-Rahmens spielt die Pianistin dann zusammen mit dem Orchester Carl Maria von Webers Klavierkonzert Nr. 1 dessen eingängige Themen und Melodien mit Glanz und Festlichkeit wirken. Der zweite Satz „Adagio“ entfaltet sich sich dann sehr langsam, träge und sehr getragen. Da braucht man fast etwas Sitzfleisch um die Entwicklungsrichtung zu erkennen. Im letzten Satz „Finale. Presto“ kommen aber alle zu einem engagierten und runden Abschluss für die CD.

Luisa Imorde hat mit diesem Album in sehr bemerkenswerter Weise eine Sache getan: Der Bedeutung von Clara Schumanns Kompositionen und Arbeiten die Größe verliehen, die sie sowieso haben und mit der sie wahrgenommen werden müssen. Zudem hat die Pianistin einmal mehr ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten als Solistin und Kooperationspartnerin unter Beweis gestellt, was den Genuss ihres Albums „Piano Concertos“ mehr als rechtfertigt.

Das Album

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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