Einfach Klassik.

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CD-Review: Max Volbers, Alexander von Heißen: Foreign Masters

Hier liegt ein sehr ausgeklügeltes Albumkonzept vor, so scheint es auf den ersten Blick. Tatsächlich haben Max Volbers (Blockflöte) und Alexander von Heißen (Cembalo) aber die Zielsetzung, Werke von ausländischen Komponisten, die im London des 18. Jahrhunderts für Furore sorgten, zu sammeln und damit eine Zusammenstellung vieler weniger bekannter Komponisten und Werke zu schaffen. Damit ist „Foreign Masters“ nicht einfach ein weiteres Barock-Album, sondern ein vielfältiges Abbild der Musik dieser Zeit, die Wandel brachte und Diversität in der damaligen englischen Hochkultur förderte. Mit Händel, Sammartini, Corelli und Scarlatti bestimmen zwar bekannte und berühmte Vertreter dieser komponierenden Zunft die Trackliste, bei den insgesamt zehn Komponisten sind aber immer noch einige unbekanntere Persönlichkeiten vertreten, wenn man Johann Christoph Pepusch, Jacques Paisible oder Francesco Barsanti dazu zählen darf.

Alexander von Heißen, Max Volbers, Foto © Andrej Grilc
Alexander von Heißen, Max Volbers, Foto © Andrej Grilc

Bei all der Abwechslung fallen mir aber interessanterweise zwei über „Foreign Masters“ hinweg gleichbleibende Eigenschaften auf. Mit bestimmten musikantischen Fähigkeiten gibt das Duo dieser Werkzusammenstellung ein Gesicht und einen festen Rahmen, und das gelingt am besten durch die Kombination von Max Volbers’ warmem und großem Ton an der Flöte auf der einen Seite und Alexander von Heißens höchst virtuosem, fast schon halsbrecherischem Spiel der vielen schnellen Passagen auf der anderen Seite. Zusammen wird daraus ein komplett wirkender Albumklang, der die Duo-Besetzung größer wirken lässt. Besonders deutlich wird das in Händels Sonate in b-Moll und in Corellis Sonate in b-Moll „La Folie“, in der Volbers vor allem das zweite „Adagio“ stabil und warmtonig in den Raum stellt. Im Verlauf des Albums „Foreign Masters“ wird aber auch die hohe Virtuosität des Flötisten klar, wenn er vor allem die tieferen Tonläufe mühelos und geschwind gleiten lässt, ohne dabei aber Präzision vermissen zu lassen. Aber auch in hohen Lagen stellt der Flötist schnelle Tonfolgen sehr trennscharf dar und gibt dem letzten „Allegro“ der Corelli-Sonate dadurch einen kraftvollen und am Ende sogar etwas wilden Abschluss.

Barock-Handwerkskunst hat „Foreign Masters“ also durchaus zu bieten, aber die Reduktion darauf wäre sowohl in der Beurteilung als auch im Anspruch der beiden Musiker zu kurz gegriffen. Darüber hinaus bieten Volbers und von Heißen in Auswahl und Umsetzung wunderbare Melodien an, die durch ihre wenig gassenhauerhafte Natur mit leichter Verzögerung, dadurch aber meiner Meinung nach nachhaltiger erfreuen können. Da ist zum einen Pepuschs „Cease your Running“, dessen Melodielinien Volbers sehr vogelhaft trällert und mit geschickten Legatowechseln an der Flöte ausführt.

Alexander von Heißen, Max Volbers, Foto © Andrej Grilc
Alexander von Heißen, Max Volbers, Foto © Andrej Grilc

Francesco Barsantis „The Lass of Peatie’s Mill“ gibt mit seiner Melodie schottischen Ursprungs dem Flötisten die Möglichkeit für ein ruhiges und getragenes Gegengewicht auf dem Album, das durch langsame Vorschlagsverzierungen und das gefühlvolle Changieren in der Tonhöhe sehr berührend wirkt.

Ein – ebenfalls ruhiger – Abschluss für „Foreign Masters“, der sehr von Melodien geprägt ist, steht mit „Come, o sleep“ aus Scarlattis „Pyrrhus and Demetrius“ in der musikantischen Herangehensweise von Volbers und von Heißen, die mit einfühlsamem, aber nicht aufmerksamkeitsheischendem Zusammenspiel Schnelles wie Langsames auf interpretatorische Kontinuität und flüssigen Vortrag bedacht gestalten und zu einem gleichsam abwechslungsreichen und konsistenten Album zusammensetzen. Chapeau!

Titelfoto von Andrej Grilc

Das Album

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Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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