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Mozart: The Beginning & The End Cover

CD-Review: Mozart – The Beginning & The End

Die neueste Veröffentlichung des Il Pomo d ́Oro Ensembles, Mozart: The Beginning & The End, unter der Leitung von Maxim Emelyanychev ist gleichzeitig der Beginn eines Langzeitprojekts mit dem Ziel, sämtliche Mozart– Sinfonien neu einzuspielen. Dabei wird bewusst auf eine gängige Abfolge verzichtet. Stattdessen werden, so wie im vorliegenden Fall bei der ersten Ausgabe, frühe und späte Werke miteinander kombiniert. Das klingt nicht nur spannend, sondern verspricht auch ein ganz besonderes Hörerlebnis.

Mozart: The Beginning & The End

Mozart schrieb seine erste Sinfonie (KV 16) m Alter von acht Jahren. Sie wurde noch in dreisätziger Form komponiert und 1765 in London uraufgeführt. Die gesamte Familie befand sich während dieser Zeit auf einer dreieinhalbjährigen Konzertreise quer durch Westeuropa. Vater Leopold präsentierte seinen gottbegnadeten aber auch gelehrigen Sohn als regelrechtes Multitalent, denn Wolfgang wurde sowohl als Komponist, Interpret und gleichzeitig Dirigent vorgestellt.

Der Titel des vorliegenden ersten Albums wurde bewusst „Mozart: The Beginning & The End“ genannt, denn es beinhaltet sowohl die erste (bzw. erste vollständige), als auch Mozarts letzte Sinfonie (KV 551) und erlaubt somit einen tiefen Einblick in die musikalische Entwicklung des Salzburger Wunderknaben.

Schon bei der ersten Sinfonie glänzt das Barockensemble Il Pomo d ́Oro mit einer atemberaubenden Klangfülle, so dass der Funke direkt auf den Hörer überspringt und sich im Laufe der Spielzeit zu einem regelrechten Vulkan entwickelt. Das molto allegro wird durch das relativ kleine Orchester mit außerordentlicher Spielfreude dargeboten, dadurch kommt Mozarts Heiterkeit sowohl hier als auch in den nachfolgenden Sätzen gut zur Geltung. Die historische Aufführungspraxis lässt den Hörer zudem erahnen, wie Mozart zu Lebzeiten tatsächlich geklungen haben mag.

Das Kernstück dieses Albums ist natürlich die 41. Sinfonie, eines der meistgespielten Werke Mozarts. Der Beiname „Jupiter“ stammt übrigens wie so oft nicht vom Komponisten selbst, sondern wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts beigefügt. Mozart komponierte seine letzte fertig gewordene Sinfonie 1788 in Wien. Obwohl er in diesem Jahr aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und allgemeiner Depressionen (in einem seiner Briefe zu dieser Zeit spricht er von regelrecht „schwarzen Gedanken“) mit den Nerven ziemlich am Ende war, hatte seine psychische Verfassung anscheinend keinen Einfluss auf die kompositorischen Fähigkeiten.

Funkelnde Phrasierungen

Das Il Pomo d ́Oro Ensemble glänzt gerade bei diesem opulent instrumentierten Meisterwerk mit einem transparenten Klangkostüm, wie ich es außer bei den Einspielungen von Trevor Pinnock selten zuvor gehört habe. So monumental und strahlend kann Mozart also klingen. Die Aufnahme ist zum Greifen nahe lebendig und plastisch, das Menuett fast reißerisch schwungvoll. Im finalen Satz entfaltet Mozart dann vollends sein kompositorisches Genie. Bei dieser Sinfonie steckt der Höhepunkt im Finale und auch hier glänzt das Ensemble mit kraftvollen tutti und funkelnden Phrasierungen. Oftmals wird in der Literatur angedeutet, Mozart wäre sich bewusst gewesen, dass es sich bei der „Jupiter“ um seine letzte Sinfonie handeln würde und hätte deswegen seine ganze noch verbliebene Kraft und Energie in dieses Werk investiert. Das ist meines Erachtens nach völliger Unsinn, denn er konnte unmöglich vorausahnen, dass er 3 Jahre darauf sterben würde, zumal noch etliche Kompositionen folgen sollten. Dieser fast schon märchenhaften Verklärung werde ich demnächst in einem Buchreview mal näher nachgehen.

Neben den beiden Sinfonien wird das aktuelle Album durch Mozarts 23. Klavierkonzert mit Maxim Emelyanychev am Fortepiano fulminant ergänzt. Dabei macht der erst 34jährige Kapellmeister nicht

nur am Dirigentenpult eine gute Figur, sondern liefert auch als Pianist eine beachtliche Leistung ab. Sein Spiel ist klar, frisch und akzentuiert im Detail.

The beginning and the end – ist das gelungene Auftaktalbum zur geplanten Serie. Somit dürfen die kommenden Veröffentlichungen mit Spannung erwartet werden. Erste Zwischenbilanz ist jedenfalls, dass dieser Mozart definitiv gehört werden sollte.

Das Album

Icon Autor lg
Kai Germann ist Pädagoge und war 15 Jahre lang Radiomoderator in unterschiedlichen Sendeformaten. Schon als Jugendlicher früh durch Oskar Werner inspiriert, hat er sich intensiv mit Poesie, Literatur und klassischer Musik auseinandergesetzt und auch selbst Klavier gespielt. Neben dem Schwerpunkt Wiener Klassik liebt er Musik in all ihren Facetten. Er schreibt Film-Rezensionen und Klassik-Reviews (Konzerte, CD-Neuerscheinungen, Buchbesprechungen), führt Interviews zum Thema Film, Theater, klassische Musik, und hält sich gerne in Salzburg auf. Kai Germann möchte mit seinen Beiträgen nicht nur Kenner, sondern auch Neueinsteiger jeden Alters für die vielen unterschiedlichen Facetten der klassischen Musik begeistern.
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