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Schöne, strahlende Welt Cover

CD-Review: Peter Schreier – Schöne, strahlende Welt


In unserer neuen Kategorie „Alte Schätze“ graben wir die nicht mehr ganz neuen Aufnahmen aus, die wir weiterhin für wichtig und interessant halten. Kai Germann hat hier letzte Woche den Anfang gemacht.

Heute habe ich in dieser Kategorie allerdings eine aktuelle Veröffentlichung. Das klingt ungewöhnlich, passt aber dennoch, da es sich um die Neuausgabe des Albums Schöne, strahlende Welt von Peter Schreier handelt.

Den Tenor muss man ja keinem Klassikfan vorstellen. So viele Aspekte sind an dieser Persönlichkeit bemerkenswert. Der aus dem Dresdner Kreuzchor stammende Sänger hatte eine Weltkarriere als Kammersänger, und er hat als Opernsänger an allen großen Häusern der Welt reüssiert. Wir alle kennen das, und wir wissen auch wieso. Es war der einzigartige Klang dieser Stimme, dieser weich ausgewogene, warm glockige Ton, den Schreier stets unprätentiös mit sparsamem Vibrato an den Bühnenrand stellte.

Vor diesem Hintergrund hat mich eine weitere Dimension des Dresdners immer wieder überrascht. Seine regelmäßige Hinwendung zu Volksliedern, Weihnachtsliedern und anderem populärem Liedgut wirkt umso interessanter, wenn man betrachtet, mit welcher konzeptionellen Hingabe Schreier diese Anteile seiner Karriere als eingeständigen Qualitätsbereich ausgestaltete.

Schöne, strahlende Welt

Mit „Schöne, strahlende Welt“ brachte er im Jahr 1977 auf dem DDR-Label ETERNA eine Sammlung an Liedern aus Oper, Operette und der Unterhaltungsmusik heraus, die nun von Berlin Classics neu veröffentlicht wird.

Und das ist auch gut so. Finden sich dort doch Schönheiten wie „Eine wie du war immer mein Traum“ aus der Operette Venus in Seide von Robert Stolz. Schreiers Aufnahme davon findet man tatsächlich nirgendwo anders, und so sind wir wirklich auf diese Veröffentlichung angewiesen, um erleben zu können, wie der Tenor dieses wunderbare Liebeslied, das mir gerade so aus der Seele spricht, mit Weichheit und zugleich Verve in die Abhöranlagen postiert. Gerade in diesem Lied wird die sängerische Interpretationssicherheit so deutlich, wobei Peter Schreier immer in einer klassischen Tradition bleibt, wenn er die leisen, weichen Passagen eben doch nicht zu süßlich ansetzt. 

Selbst in „Granada“, diesem Klassiker der Unterhaltungsmusik, bleibt er in seiner Ausführungshaltung, da sieht man eben nicht den mitschnippenden, angewinkelt aufgestützten Arm vor dem inneren Auge. Und trotzdem schwofe ich selig mit einem wohnzimmerbreiten Grinsen im Gesicht, denn das Große Rundfunkorchester Berlin leistet unter Robert Hanell ganze Arbeit, und begeistert mich mit für solch ein Orchester äusserst mitreissender, schmissiger Rhythmik.

Dem Glück entgegen

Auch zu Beginn des Albums geht das gesamte Ensemble forsch zur Sache, wenn uns der verdiente Tenor schmetternd auffordert: „Komm in die Welt, wir gehen dem Glück entgegen“, während sich die Orchestermusiker*innen mit ihm in die Höhepunkte werfen.

Peter Schreier Porträt
Peter Schreier, Foto von Klaus Winkler


Aber auch seiner eigentlichen Profession wendet sich Schreier auf dem Album zu, wenn er in „inmitten des Balles beim Feste“ das Opernpublikum bedient, oder mit seinem deskriptiv erzählendem Stil in Enrico Tosellis Serenade „Fern im weiten Land“.

Fazit

Die Aufnahmen wurden vor der Veröffentlichung mit Konzentration auf den weichen Originalklang sehr passend restauriert und gemastert. Allerdings hört man über fast das gesamte Album verteilt tieffrequente Poltergeräusche, die ich bei aller Originaltreue doch lieber entfernt gehabt hätte.

Die Veröffentlichung enthält weiterhin noch fünf zusätzliche Titel von Peter Schreiers Album „O Sole Mio“, inklusive des lieblich und mit abermals großem Stimmvolumen intonierten „Du bist die Welt für mich“ von Richard Tauber. Somit ist dieses Album ein Muss im File-Plattenschrank eines jeden Peter Schreier-Fans, und bringt allen Musikfreunden unvergessliche Melodien. 

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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