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Rastrelli Effect Cover

CD-Review: Rastrelli Cello Quartet – Rastrelli Effect

Rastrelli Cello Quartet – so nennen sich vier musikalische Charaktere, die vor allem extrem versierte Cellisten sind. Kirill Timofeev, Kira Kraftzoff, Misha Degtyareff und Sergio Drabkin stammen alle aus Sankt Petersburg und leben heute in Ludwigsburg, Reinheim, Heilbronn und Stuttgart. Wenn das Rastrelli Cello Quartet nun sein 20jähriges Jubiläum feiert, machen die Musiker ihrer Hörerschaft ein besonderes Geschenk: Auf einer neuen CD präsentieren sie ihre eigenen Kompositionen. 

Rastrelli Cello Quartet: Musiker spielen, was sie fühlen

Das wollten diese vier Cellisten schon lange mal: Selbst in Noten fassen, was sie fühlen und leben. Dass dies auf höchste Cello-Ensemblekunst hinaus laufen muss, versteht sich von selbst bei diesem weltweit gefragten Ensemble. Die Stücke heißen Melody, City Rain, Blue Walz, Impression, oder Moonlight – was schon darauf hindeutet, dass hier starke Emotionen und nicht die virtuose Zirkusshow ihrer selbst willen gefragt ist. Virtuosität und höchstes Können sind in jedem Moment im Spiel, aber so etwas dient dem musikalischen Moment, der den Funken überspringen lässt. Eben das macht vermutlich den „Rastrelli Effect“ – wie diese CD betitelt wurde – aus. Stilistische Grenzen gibt es hier kaum. Gerne tendiert die musikalische Diktion der 22 Stücke dieser CD in Richtung Jazz und dringt später auch dezidiert in Rock-Gefilde vor. Und diese Musiker „haben“ den Blues, wenn es angezeigt ist. Auch öffnen sich Fenster in Richtung balkaneskem Folk und immer wieder versetzt eine filmmusik-reife Sehnsuchtslyrik zuverlässig in eine andere Welt jenseits des schnöden Alltags. Tänzerisch-verspielter und zuweilen von treibender Polka-Rhythmik angetrieben kommt der Mittelteil daher, der sich „Music for Children“ nennt. 

Rastrelli Cello Quartet
Rastrelli Cello Quartet

Kurze prägnante Stücke, die auf den Punkt kommen 

Wenn eins für die Rastrelli-Cellisten ein Fremdwort ist, dann heißt dies wohl Weitschweifigkeit. Denn kaum eines der Stücke braucht mehr als zwei Minuten, die kürzeste Nummer ist gar nur 59 Sekunden kurz. Und so faszinierend, wie die Stücke derart konzentriert ihre reiche Ideenfülle auf den Punkt bringen, so lässt auch jene Kunst staunen, mit der die vier Spieler ihre instrumentalen Rollen untereinander wechseln: Mal bilden die vier Celli einen singenden Chor oder breiten ihre Klangfülle wie ein ganzes kleines Sinfonieorchester aus. Im nächsten Moment agiert eine rockige Band oder es swingt eine Jazzcombo munter drauflos. Überhaupt: Kann man noch einen besseren Walking Bass erzeugen als durch das Pizzicato auf der C-Saite? Harte Rockriffs, auf die Spitze getrieben und durch Bass-Riffs und Schlagzeug verstärkt haut die Abschlussnummer „Rusty Sound“ seinem Publikum um die Ohren, damit wollen und können die Rastrellis auch locker des finnischen Metal-Celloquartetts „Apocalyptica“ Paroli bieten. Ja, all das und noch viel mehr geht wunderbar auf diesen vier Celli mit ihrem überlegenen Tonumfang vom Bass bis nach ganz oben – wenn nur so begnadet kreative Musiker wie diese vier russischen Cellisten hinter den Instrumenten stehen. Der Name des Quartetts ist übrigens eine Hommage an Bartolomeo Rastrelli, von dem zahlreiche Barock-Bauwerke in St. Petersburg stammen.

Das Album

Icon Autor lg
Musik und Schreiben sind immer schon ein Teil von mir gewesen. Cellospiel und eine gewisse Erfahrung in Jugendorchestern prägten – unter vielem anderen – meine Sozialisation. Auf die Dauer hat sich das Musik-Erleben quer durch alle Genres verselbständigt. Neugier treibt mich an – und der weite Horizont ist mir viel lieber als die engmaschige Spezialisierung, deswegen bin ich dem freien Journalismus verfallen. Mein Interessenspektrum: Interessante Menschen und ihre Geschichten „hinter“ der Musik. Kulturschaffende, die sich etwas trauen. Künstlerische Projekte, die über Tellerränder blicken. Labels, die sich für Repertoire-Neuentdeckungen stark machen. Mein Arbeitsideal: Dies alles fürs Publikum entdeckbar zu machen.
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