Einfach Klassik.

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Reinhold Friedrich Brass Quintett Cover

CD-Review: Reinhold Friedrich Brass Quintett – Unity

Kammermusik von Blechbläsern kommt mir gar nicht so oft unter. Dabei wurde ich während meiner Kindheit in Nordbayern durchaus mit dem Klang dieser Instrumente sozialisiert. Diese Klänge in klassischer Musik auf hohem Niveau hören zu können ist daher besonders interessant für mich.

Der bekannte Trompeter Reinhold Friedrich hat im Reinhold Friedrich Brass Quintett „fünf der besten Blechbläser der Welt vereint.“, wie es im Marketingtext zur zur Debüteinspielung „Unity“ des Ensembles heißt. Die Mitglieder seien „die besten Spieler ihres jeweiligen Fachs“. Starke Worte, aber ich kann schon vorausschicken, dass diese Attributierung nicht zu hoch gegriffen und meiner Meinung nach tatsächlich angemessen ist. Schon die Vita der Musiker gibt das her, wimmelt es doch nur von Stimmführern und Solisten großer europäischer Orchester. Das allein wäre aber nicht abendfüllend wenn das Musizieren diese Menge an Erfahrung nicht widerspiegeln würde. Glücklicherweise geht meine Überraschung in die andere Richtung. „Unity“ berührt mein Herz, weil ich zwar nicht aus eigener persönlicher Erfahrung, aber doch durch meine Herkunft und meinen beruflichen Werdegang weiß, wie schwierig es ist ein Blechblasinstrument sauber, und gleichzeitig facettenreich im Stimmungsspektrum und interpretatorisch mitreißend zu spielen. 

Ab Beginn des Albums gestaltet das Reinhold Friedrich Brass Guintett festlich und helltönig in der „Suite from Dardanus“ von Jean-Philippe Rameau. Der Barockkomponist unterhält uns trotz der in der Antike thematisierenden lyrischen Tragödie mit leichten und angenehmen Stimmungsbögen, die das Quintett mit Sinn für Abstände und die passenden, schreitenden Rhythmusstrukturen umsetzt. 

Diese freudige und lebhafte Begeisterung für ihre Instrumente und die gespielten Werke wird dann am auffälligsten in Vivaldis Triosonate in d-moll. Hier intoniert das Reinhold Friedrich Brass Quintett sehr akzentuiert und agil in den schnellen Passagen. Dabei fällt mir der opulente Raumklang der Aufnahme zwar sehr auf, insgesamt finde ich ihn aber dennoch sehr stimmungsvoll und passend für die Instrumentengattung und auch für die unterschiedlichen Werke. 

Die geschickt verschachtelten Harmonieverläufe in Telemanns Triosonate in a-moll genießen die fünf Musiker richtig und arbeiten sie in geschicktem Wechsel zwischen Solostimmen und Ensemblespiel heraus. Hier zeigt sich wieder die lange Erfahrung der beschlagenen Orchestermusiker. Im „Allegro“-Satz wird das Ensemble dann wieder sehr helltönig in den lauten Passagen und gibt mir damit schon fast Fanfaren-Eindrücke, die ich so mag. 

Reinhold Friedrich, Foto © Cyrus Allyar
Reinhold Friedrich, Foto © Cyrus Allyar

Aber natürlich ist das Spektrum des Reinhold Friedrich Brass Quintett damit noch lange nicht erschöpft. Dimensionserweiternd wirkt die Einspielung von Witold Lutoslawskis „Mini Ouvertüre“. Nun ist es generell nicht schwierig mich mit den Werken dieses Komponisten zu begeistern, aber was hier geschieht ist schon bemerkenswert. Die fünf Musiker gestalten die durch die Stimmen wandernden Themen und Melodien so präzise, dass sich die Musik richtig durch den Raum bewegt und ein breites Klangfeld entsteht. Zusammen mit dem sehr akzentuierten Spiel geschieht ein für mich höchst beeindruckendes Klangerlebnis, und ich vermute hier sogar den Höhepunkt des gesamten Albums. 

Schwierige Entscheidung, denn dann gibt es da noch das Brass Quintet No. 1 von Malcolm Arnold. Der britische Komponist unserer Neuzeit hat damit ein Standardwerk für diese Besetzung geschaffen und das Reinhold Friedrich Brass Quintett präsentiert es auch mit entsprechendem Respekt und der gebotenen Konzentration in der Interpretation. Die Musiker lassen sich voll ein auf den filmmusikalischen Hintergrund  Arnolds und spielen richtiggehend bildgebend. In der langsamen „Chaconne“ bauen die Bläser mit Ruhe und Geduld die musikalischen Szenen auf, verschieben Ebenen, schichten Erzählperspektiven. Das wiederholte Anschwellen der Vortragsintensität nutzen die Musiker konsequent um die Gewalt zu illustrieren die auch in ihren Instrumenten steckt.

Im wild-freudigen „Con Brio“ findet das Werk dann einen sehr unterhaltsamen Abschluss, der für mich auch Anleihen aus Jazz und Varietéemusik beherbergt.

Als Klassikfan kommt man an Blechbläsern nicht vorbei, da sind die auf dieses Genre konzentrierten Alben leider eher selten, und in der Qualität von „Unity“ ein Glanzpunkt in der Diskographie aktueller Klassikalben. Das Reinhold Friedrich Brass Quintett hat ein höchst beachtenswertes Album eingespielt, das auch noch äußerst unterhaltsam ist.

Das Album

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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