Einfach Klassik.

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Vanhal Cover

CD-Review: Vanhal – Wiederentdeckung eines Meisters

Es ist kaum zu glauben, dass Johann Baptist Vanhal (1739 – 1813) zu Lebzeiten einer der gefragtesten und bekanntesten Komponisten seiner Zeit war. Mit über 70 werkvollendeten Sinfonien und 100 Quartetten gehörte er mit zu den wichtigsten Vertretern der sogenannten „Wiener Klassik“ und war in Fachkreisen sowie beim Publikum mindestens so beliebt wie Haydn. Leider ist sein Werk im Schatten des übergroßen Musik-Magiers Beethoven fast vollständig in Vergessenheit geraten, ein Schicksal, dass er mit vielen Musikschaffenden seiner Zeit erleiden musste.

Seit einigen Jahren jedoch ist die Klassik-Welt bemüht, die umfangreiche Werkschau eines der ersten freischaffenden Komponisten aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und seine Sinfonien auf Tonträgern neu einzuspielen sowie auch wieder vermehrt öffentlich aufzuführen.

Vanhals Sinfonien bestechen in erster Linie durch eine farbenprächtige Orchestrierung in Verbindung mit einer einprägsamen Melodik. Wenn er auch nicht unbedingt ein großer Neuerer war, so kann er dennoch Mozart in mancher Hinsicht durchaus das Wasser reichen. Seine sehr rhythmusbetonten Kompositionen zeugen von großem Einfallsreichtum und einem ausgeprägten Sinn für Harmonien.

Ivan Repušić, Foto © Damil Kalogjera
Ivan Repušić, Foto © Damil Kalogjera

Das 1952 gegründete Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Chefdirigent Ivan Repušić hat im Herbst 2020 insgesamt 4 der schönsten Sinfonien des Komponisten neu eingespielt und damit der Reputation Vanhals frischen Glanz verliehen. Besonders bei der Sinfonie g1 gelingt den Münchnern eine eindrucksvolle Performance, die das kontrastreiche Werk nuancenreich und detailliert in der Klangfülle erscheinen lässt. Insofern erweist sich die Sinfonie auch als gelungener opener der gerade frisch bei cpo erschienenen CD mit der einfachen, aber prägnanten Bezeichnung „Symphonies“. Für Ivan Repušić übrigens wird die laufende 9. Saison auch gleichzeitig die letzte sein, da er bedauernswerterweise das Orchester verlassen wird.

Klangtechnisch ist die Neuerscheinung ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Sehr gut gefiel mir auch das wirklich umfangreich gestaltete Booklet sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache. Wer Musik aus der sogenannten Zeit der „Wiener Klassik“ liebt, sollte sich definitiv einmal näher mit den Sinfonien Vanhals beschäftigen. Eine Wiederentdeckung, die sich lohnt.

Das Album

Icon Autor lg
Kai Germann ist Pädagoge und war 15 Jahre lang Radiomoderator in unterschiedlichen Sendeformaten. Schon als Jugendlicher früh durch Oskar Werner inspiriert, hat er sich intensiv mit Poesie, Literatur und klassischer Musik auseinandergesetzt und auch selbst Klavier gespielt. Neben dem Schwerpunkt Wiener Klassik liebt er Musik in all ihren Facetten. Er schreibt Film-Rezensionen und Klassik-Reviews (Konzerte, CD-Neuerscheinungen, Buchbesprechungen), führt Interviews zum Thema Film, Theater, klassische Musik, und hält sich gerne in Salzburg auf. Kai Germann möchte mit seinen Beiträgen nicht nur Kenner, sondern auch Neueinsteiger jeden Alters für die vielen unterschiedlichen Facetten der klassischen Musik begeistern.
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