Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende entgegen und auch diesmal wollen wir unseren Lesern ein paar besondere Veröffentlichungen ans Herz legen. Leider ist zu beobachten, dass sich der Klassik-Markt insgesamt in eine eher besorgniserregende Richtung entwickelt. Förderprogramme werden gestrichen, Orchester müssen teilweise um ihre Existenz bangen, der CD-Markt bricht immer weiter ein und (nicht nur) die musikalische Bildung an den Schulen lässt immer mehr zu wünschen übrig. Bleibt zu hoffen, dass die Zukunft eine positive Trendwende erfährt. Hier nun ein paar Empfehlungen für den weihnachtlichen Gabentisch.
1) Mozart – The Symphonies (29 & 40) mit der il pomo d ́oro

Das Konzept, eine jüngere mit einer älteren Sinfonie zu paaren, geht in die nächste Runde. Zwar erfindet Emelyanchev das Rad nicht neu, sein Mozart klingt aber absolut zupackend und frisch. Besonders die tutti sind mitreißend und lebendig. Als besonderes Schmankerl gibt’s obendrein noch das Oboen-Konzert des Meisters mit dem Solisten Ivan Podyomov in absoluter Spiellaune. Die Aufnahme ist auch in klanglicher Hinsicht überragend, der Sound dabei einnehmend und dynamisch. Wir sind schon gespannt auf die weiteren Veröffentlichungen.
2) Beethoven Symphonies 5/6 – Kammerakademie Potsdam/Manacorda

Oh nein, nicht schon wieder Beethoven, wird sicherlich so mancher Zeitgenosse denken. Wenn die Musik des Bonner Genies aber so klingt, wie bei Antonello Manacorda mit seiner Kammerakademie Potsdam, dann hat das Projekt durchaus eine Existenzberechtigung, denn Manacorda mischt moderne mit historischen Instrumenten und erzeugt dadurch ein ganz eigenständiges Klangbild. Wir empfehlen: einfach mal reinhören, es lohnt sich.
3) Bruckner 4 mit dem Gürzenich-Orchester Köln/Francois-Xavier-Roth

Bruckners „Romantische“ klang selten schöner und gleichzeitig elegischer wie bei F.X. Roth und seinem Kölner Gürzenich-Orchester. Detailverliebt und atmosphärisch dicht geht Roth hier zu Werke. Klanglich als auch interpretatorisch setzt diese Einspielung maßgebliche Akzente. Übrigens eignet sich gerade diese Sinfonie von Bruckner ideal dazu, sich mit dem Werk des Ansfeldeners näher zu befassen. Bruckner war selten zugänglicher als bei seiner „Romantischen“.
4) Mozart – Symphonies, Serenades, Overtures/Nikolaus Harnoncourt

Harnoncourts Mozart hat seit jeher die Gemüter gespalten. Die von ihm bevorzugte sogenannte historische Aufführungspraxis findet nicht nur Freunde. Und in der Tat sind einige der Aufnahmen etwas gewöhnungsbedürftig und sowohl klanglich als auch interpretatorisch eher irritierend. Die 15 CD ́s umfassende Box beinhaltet sowohl die Einspielungen mit alten Instrumenten als auch die spätere, etwas modernere Interpretationsform. Trotzdem ist die Sammlung ein Highlight, denn aus emotionaler Sicht dürften die Aufnahmen wohl niemanden unberührt lassen.
5) Erik Satie – Gymnopédies/Denis Pascal

Die Gymnopédies von Erik Satie gehören zweifelsohne zu den einerseits bekanntesten und andererseits beliebtesten Klavierminiaturen. Die meines Erachtens nach schönste Einspielung der letzten Jahre stammt zweifelsohne von Denis Pascal. Der französische Pianist lotet die magische Wirkung der Stücke optimal aus und setzt Satie mit seiner hingebungsvollen Interpretation ein kleines Denkmal. Ein Geheimptipp für frostige Winterabende ist er allemal.