Mit einer eher ungewöhnlichen Repertoire-Zusammenstellung für ein Erstlingswerk erschien in diesen Tagen das Debüt-Album des noch sehr jungen Pianisten Robert Neumann. Kontrastreich und gegensätzlich präsentiert sich das Programm mit Werken von C.P.E. Bach, Chopin und Rachmaninow.
Robert Neumann mit Feinsinnigkeit
Der erst 19jährige Neumann zeigt bei seinem Spiel eine erstaunliche Tiefe und musikalische Feinsinnigkeit. Besonders hervorzuheben ist die Neueinspielung der 12 Etüden op.25 von Frederic Chopin. Völlig unbeeindruckt von pianistischen Herausforderungen oder den Klangfacetten des schillernden op.25 Nr. 11 fliegt Neumann virtuos über die Tastatur und lässt die Musik unter seinen Fingern erstrahlen. Das op.25 Nr. 12 mündet dann in ein berauschendes und eloquentes Finale.
Selbstbewusst nähert er sich auch Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini, entstanden 1934. Schlank und schnell bewegt sich Robert Neumann durch die
vielschichtige und für Rachmaninow eigentlich eher untypische Komposition.
Klanglich und interpretatorisch ist dieses Debüt-Album von Robert Neumann ein gelungener Auftakt und der Start für eine vielversprechende Karriere. Insbesondere die Etüden von Chopin sind Balsam für die Ohren leidgeprüfter Klassik-Enthusiasten in Zeiten der Corona-Plage.
Ronald Brautigam spielt Carl Maria von Weber
Carl Maria von Webers musikalisches Schaffen nur auf seine bekannteste Oper „Der Freischütz“ zu reduzieren, käme dem Wirken des als Erfinder der romantischen Oper geltenden Komponisten nicht gerecht entgegen. Allerdings beschränkt sich sein output an konzertanten Klavierstücken auf insgesamt 3 Kompositionen in 11 Jahren. Die Konzerte sind einem größeren Publikum eher unbekannt und werden nur selten aufgeführt respektive eingespielt.
Der niederländische Pianist Ronald Brautigam hat in Zusammenarbeit mit der Kölner Akademie alle 3 Konzerte neu aufgenommen und unter dem Titel „complete works for piano and orchestra“ aktuell veröffentlicht.
Befreiung
Erinnert das Konzert Nr. 1 C-Dur op. 11 noch eher an Mozart, so sind die Einflüsse Beethovens beim Konzert Nr. 2 Es-Dur op. 32 unüberhörbar. Weber hat sich während der Komposition intensiv mit Beethovens Emperor-Konzert vertraut gemacht, erreicht jedoch zu keiner Zeit auch nur annähernd dessen Klasse. Sein drittes und letztes Klavierwerk, das Konzertstück in f-moll op. 79 wurde dann auch sein bekanntestes, fertiggestellt am 18.Juni 1821, am Morgen der Uraufführung seiner Oper „Der Freischütz“. Dabei handelt es sich bei letztgenanntem um eine Art symphonischer Dichtung. Weber wollte sich damit von sämtlichen Vorbildern befreien und das ist ihm mit der Fertigstellung dieses Werkes auch gelungen, denn das „Konzertstück“ gilt als das wahrscheinlich erste wirklich romantische Klavierkonzert seiner Art und ist von der Stilistik her mit den vorgenannten Werken nicht vergleichbar.
Die von der Ausdruckskraft her fülligen aber insgesamt auch recht kurzen Stücke werden von Ronald Brautigam virtuos gespielt und von der Kölner Akademie tragend unterstützt. Der Surround-Sound der SACD klingt sehr linear und transparent. Diese Einspielung ist eine gute Gelegenheit, sich mit dem konzertanten Klavierwerk Webers vertraut zu machen.