Mit ihrem Podcast „neue musik leben“ feiert die Sopranistin Irene Kurka nun seit Jahren große Erfolge in der Neue Musik-Szene und in Klassik generell. Da war es ein logischer Schritt, Episoden aus dem Podcast auch in Buchform zu veröffentlichen. Nun, da bereits Band III erschienen ist, habe ich Irene zum Podcast und zu ihren Büchern befragen können.
Irene Kurka, was hat Dich ursprünglich dazu gebracht Folgen aus Deinem Podcast “neue musik leben” in Büchern zu veröffentlichen?
Ich wurde tatsächlich darauf angesprochen und das Rennen machte Dominik Susteck mit dem ARE Verlag. Ich finde es eine wunderbare Fügung, da ich 2015 ursprünglich ein Buch zum Thema „Neue Musik macht die Stimme nicht kaputt“ schreiben wollte und aus der Idee der Podcast wurde. Und nun gibt es den Podcast mit knapp 200 Folgen und die Buch-Trilogie zum Podcast.
Nun ist Band drei erschienen, und Du bezeichnest die Veröffentlichungen als Trilogie. Ist die Reihe damit abgeschlossen, oder sind bereits weitere Bände angedacht?
Ja, die Reihe ist abgeschlossen, einmal wegen einer fehlenden Finanzierung und zum anderen möchte ich nicht zu kalkulierbar sein und mir den Raum schaffen für Neues. Wenn jemand auf mich zukäme, die Reihe weiter zu finanzieren, weil es ein wichtiges Nachschlagewerk für die zeitgenössische Musik ist, mache ich natürlich weiter. Allerdings gibt es eine neue Idee, die in meinem Kopf herumspukt, mal sehen, was daraus wird.
Die vorliegenden drei Bände illustrieren schön, wie lange Du “neue Musik leben” nun schon produzierst. Hat sich auch das Erarbeiten der zugehörigen Bücher über die Jahre verändert?
Wir haben mit dem ersten Band das Team und das Vorgehen festgelegt, diese haben sich bestens bewährt und so haben wir alle drei Bände nach diesem Vorbild veröffentlicht. Da man ein Buch-Projekt auch gut unter den Corona- Einschränkungen umsetzen konnte, haben die Bücher diese Zeit perfekt ausgefüllt.
Welche neuen Erfahrungen hast Du bei der Arbeit für Wort und Print gemacht? Was hast Du da Neues gelernt?
Die Bücher haben dazu geführt, dass ich auch Texte für „Vox humana“, „Das Orchester“ und deinen Blog „Orchestergraben“ geschrieben habe. Ich habe als Jugendliche Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben und das Schulfach Deutsch machte mir Spaß. Es ist schon faszinierend, daß ich nun so ganz unverhofft mehr schreibe. Und Übung macht die Meisterin! Es ist schön, daß ich meine innere und äußere Stimme auf so vielseitige Art und Weise ausdrücken darf und gehört werde.
Welche Interviews und welche Schwerpunkte waren Dir bei Band drei besonders wichtig?
Ich genieße jedes Interview und jeden Gast, alle sind einzigartig und inspirierend! Und ich bin allen so dankbar, die bei den Büchern mitgemacht haben, da sie auch Arbeit investiert haben. Die Auswahl hat sich organisch ergeben und sich immer an den Podcast-Folgen orientiert.
Mit dem Are-Verlag hast Du einen verlässlichen Partner für das Buchprojekt gefunden. Wie kam da ursprünglich der Kontakt zustande?
Ich kenne den Komponisten und Organisten Dominik Susteck schon lange und wir treten gemeinsam auf. 2019 hat er den ARE Verlag aufgekauft und kam dann auf mich zu.
War die Buchveröffentlichung eines Podcasts für den Verlag auch ein neuartiges Vorhaben?
Ja, vermutlich gibt es noch nicht viele Bücher zu Podcasts. Und wir haben hier klare Entscheidungen getroffen, wie wir die Gespräche in eine gut lesbare Schriftform bringen.
Sind noch andere Kooperationen mit dem Are-Verlag geplant?
Wir arbeiten derzeit an einem Stimmkompendium über Gesangstechniken in der Neuen Musik auf Deutsch und auf Englisch. Eva Zöllner hat ein wunderbares Kompendium über Akkorden vorgelegt und diesem Beispiel folge ich nun.
Was kannst Du uns über die Pläne für den Podcast verraten? Sind da besondere Projekte in Sicht?
Seit Herbst 2022 interviewe ich vorwiegend Sängerkolleg*innen aus dem Bereich zeitgenössische Musik und rede mit ihnen Tacheles über Extended Vocal Techniques und wie sie an die Neue Musik herangehen. Das macht mir große Freude, auch weil jede(r) einen etwas anderen Zugang hat.
Dann ist es auch so, daß meine Solofolgen sehr gut gehört werden und ich mich mehr motivieren möchte, mehr Solofolgen herauszubringen. Dies ist mehr Arbeit für mich als die Interviews und ich möchte gerne den Wünschen meiner Hörer*innen nachkommen.
Welche Schwerpunkte setzt Du jetzt für das Jahr 2023? Geht es hauptsächlich um Deine Tätigkeit als Sängerin? Welchen Anteil wird der Podcast da haben?
Natürlich ist das Singen für Menschen das Allerschönste und Wichtigste für mich. Musik ist mein Leben! Ich liebe es das Publikum zu berühren. Diese Tätigkeit steht im Mittelpunkt und ich freue mich auf Uraufführungen unter anderen von Nikolaus Brass, Areum Lee, Christina C. Messner und auf mein Festival „Irene Kurka lädt ein: Singing Future, Ausgabe 3“ in Düsseldorf. Und da nun Aufführungen wieder möglich sind, hoffe ich auf viele großartige Gelegenheiten aufzutreten.
Gleichzeitig bin ich dankbar, meine Vielseitigkeit leben zu dürfen und Dinge anstoßen zu können. Eines meiner Vorbilder ist die Sängerin, Kuratorin und Autorin Carla Henius, die so viel Wichtiges für die zeitgenössische Musik in Deutschland initiiert hat, worauf wir uns noch heute berufen und auch weiterführen.
Titelfoto © Thomas Götz