Einfach Klassik.

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Kozertvorschau: “Voyagers” von André Buttler in der Uraufführung

“Voyagers”, das neue Werk von André Buttler verbindet Musik, Choreografie und Lichtkunst. Die Uraufführung ist am 16. November im Theater der Stadt Marl.

Willkommen bei “Voyagers”, einem interkulturellen Gesamtkunstwerk, das am 16. November im Marler Theater seine Uraufführung feiert. Die Proben, die seit dem Sommer laufen, sind für alle Beteiligten schon jetzt ein bereichernder Erfahrungsgewinn.

André Meisner, Foto © Stefan Pieper
André Meisner, Foto © Stefan Pieper

Es herrscht konzentrierte Stille in einem Probenraum der Scharoun-Schule, diesem vom Berliner Star-Architekten realisierten, außergewöhnlichen Lernort. André Meisner bläst die Backen auf, denn seine Duduk, das traditionelle armenische Holzblasinstrument, erfordert eine solide Luftsäule, um seine beschwörenden, langgezogenen Töne zu entfalten. Doch der Duisburger ist in in diesem neuen Werk kein herausgehobener Virtuose, sondern agiert auf Augenhöhe mit einem Kammerensemble aus Streichquartett und Klavier. Denn die meditativen Klänge der Duduk sind Teil eines größeren Ganzen, das sich in mehreren der zwölf Stücke von “Voyagers” in den fließenden Bewegungen von bis zu zwölf Tänzerinnen fortsetzt. 

Eine weltumspannende Vision von André Buttler 

Der Marler Komponist André Buttler hat vor allem in der Filmmusik, aber auch in der Computerspielmusik-Branche seine kreative Heimat gefunden, “Voyagers” ist eines seiner bislang persönlichsten Projekte – vor allem, weil hier die eigene Affinität zur asiatischen Kultur und Philosophie eine große Rolle spielt. Die Neugier auf die Duduk entstand in erster Linie wegen ihrer spezifischen Klangfarbe, aber sie ist natürlich als Botschafter für die weltumspannende Vision dieses neuen Werkes. 

Tänzerinnen Tanzstudio TanzKreativ, Gereon Schmelter, Foto © Stefan Pieper
Tänzerinnen Tanzstudio TanzKreativ, Gereon Schmelter, Foto © Stefan Pieper

Buttler, der bereits 2022 mit seinem interkulturellen Orchesterwerk “Abunuya” – einer Zusammenarbeit mit dem syrischen Pianisten Aeham Ahmad – großen Erfolg hatte, setzt auch bei Voyagers auf kulturelle Verschmelzung. Seine Komposition ist stark von japanischer Musik inspiriert. „In Voyagers habe ich viel mit Quart- und Quintharmonien gearbeitet, die typisch für ostasiatische Musikkulturen sind. Es ist spannend, solche harmonischen Strukturen mit der westlich-europäischen Harmonielehre zusammenzubringen, da man überraschende Schnittmengen entdeckt. Diese Strukturen erinnern auch an die Jazz-Harmonik, in der ebenfalls viel mit erweiterten Akkorden und offenen Intervallen gearbeitet wird.“ Und genau dies macht auch die Probenarbeit zu einem so reizvollen Unterfangen, das sie für die Musikerinnen und Musiker ständig neue Überraschungsmomente offenbart.

Die Duduk entdeckt die Welt – die Welt entdeckt die Duduk 

André Meisner, kam ursprünglich als Jazz-Saxofonist in der Musikszene und entdeckte die Duduk auf einem Fesrrival. Heute zählt er zu den profiliertesten Spielern dieses Instruments in Deutschland und pflegt zugleich einen lebhaften Austauscch mit der armenischen Szene. Die Mitwirkung in einem Kammerensemble ist auch für ihn eine Premiere. „Die Duduk hat eine einzigartige Fähigkeit, Töne sehr lange zu halten und dabei eine besondere Tiefe und Resonanz zu erzeugen. Diese meditative Qualität ergänzt sich perfekt mit der Feinheit und Dynamik der westlichen Instrumente“, erklärt Meisner. Darüber hinaus versteht er sich als Botschafter dieses Instruments und freut sich darauf, dass bei der Uraufführung im Theater Marl viele Menschen diesen außergewöhnlichen Klang für sich entdecken: “Die Duduk entdeckt die Welt und die Welt entdeckt die Duduk, genau darum geht es mir.”

Tanzstudio TanzKreativ, Foto © Stefan Pieper
Tanzstudio TanzKreativ, Foto © Stefan Pieper

Die choreografische Gestaltung liegt in den Händen von Melanie Drüke, die ihre Ausbildung am Kieler Institut für Gymnastik und Tanz in den Bereichen Jazz, Modern, Ballett und Folklore absolvierte. Seit 20 Jahren leitet sie mit Herzblut und Professionalität ihr kleines, aber engagiertes Studio TanzKreativ und hat hier schon viele Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen zum Tanzen ermutigt und professionall ausgebildet. Zu vier Stücken von Voyagers hat sie eine Choreografie entwickelt, die das Thema des Aufbruchs und der Suche in Bewegung übersetzt. Aber auch Melanie Drükes Expertise im Lichtdesign, die sie bei zahlreichen Konzerten von André Buttler entwickelte, bringt eine zusätzliche Dimension in die Aufführung. „Das Licht formt hier den Raum und verstärkt die emotionale Wirkung der Bewegungen“, erklärt Drüke.

Kulturelle Unterschiede als Bereicherung 

Das Projekt versteht sich dabei nicht nur als künstlerisches Experiment, sondern auch als philosophische Reise. Der Titel “Voyagers” steht für eine Weltsicht, die kulturelle Unterschiede nicht als Grenzen, sondern als Bereicherung versteht. „Wir wollen keine exotische Klangcollage schaffen, sondern eine authentische Begegnung verschiedener kultureller Ausdrucksformen“, betont André Buttler. In einer Zeit, in der sich kulturelle Gräben scheinbar immer mehr verschärfen, setzt Voyagers ein Zeichen für die verbindende Kraft der Kunst. Das Projekt steht aber auch beispielhaft für die lebendige Kulturszene des Ruhrgebiets, die seit jeher von Vielfalt und künstlerischer Innovation geprägt ist. Letztlich geht es darum, die universelle Sprache der Musik zu sprechen – und die braucht keine Übersetzer!

Tickets gibt es hier!

Samstag, 16. November, Theater Marl, Beginn 19 Uhr

Icon Autor lg
Musik und Schreiben sind immer schon ein Teil von mir gewesen. Cellospiel und eine gewisse Erfahrung in Jugendorchestern prägten – unter vielem anderen – meine Sozialisation. Auf die Dauer hat sich das Musik-Erleben quer durch alle Genres verselbständigt. Neugier treibt mich an – und der weite Horizont ist mir viel lieber als die engmaschige Spezialisierung, deswegen bin ich dem freien Journalismus verfallen. Mein Interessenspektrum: Interessante Menschen und ihre Geschichten „hinter“ der Musik. Kulturschaffende, die sich etwas trauen. Künstlerische Projekte, die über Tellerränder blicken. Labels, die sich für Repertoire-Neuentdeckungen stark machen. Mein Arbeitsideal: Dies alles fürs Publikum entdeckbar zu machen.
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