Einfach Klassik.

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MIMF 2020 – Das Molyvos International Music Festival

Molyvos International Music Festival

Das Molyvos International Music Festival findet dieses Jahr statt! Juhu! Auf nach Molyvos! Oder, halt… da war ja noch was. 

Das dachten sich auch die beiden Gründerinnen und künstlerischen Leiterinnen des mittlerweile immer bekannteren Musikfestivals auf der griechischen Insel Lesbos. Nicht zuletzt Reisebeschränkungen setzen den Konzertbetrieb dieses Jahr in eine ganz besonders seltsame Situation. Ursprünglich haben die beiden deutsch-griechischen Pianistinnen Danae und Kiveli Dörken die sommerliche, in direkter Strandnähe stattfindende Musikveranstaltung vor sechs Jahren aus der Taufe gehoben.

Eigentlich sind die Sommer – ausser dieser im Jahr 2020 – ja für Klassik Open Airs reserviert. Da werden große Bühnen im Freien gebaut, und eher größere Ensembles bieten meist gut Bekanntes aus dem gängigen Klassikrepertoire. Nichts dergleichen findet in Molyvos statt. In einer über dem Dorf gelegenen Burg wird im eher kleinen Rahmen unter freiem (Sternen-)Himmel gespielt. Klassische Werke mischen sich dabei fast gleichberechtigt mit modernen Stücken. Die beiden Organisatorinnen haben sich offenbar bewusst dagegen entschieden, die jährliche Veranstaltung auf Medienwirksamkeit hin zu optimieren. Stattdessen legten sie ihren Fokus immer voll auf die Musik, und vor allem anderen auf die Verbindungen mit den beteiligten Künstler*innen. So ist über die Jahre um das Ereignis herum eine ganze Familie an Mitwirkenden entstanden, die auch ausserhalb des Festivals in Kontakt bleiben. Bekannte Künstler wie Sebastian Manz oder Philippe Tondre kommen immer wieder gern zu den Dörkens. Und genau diese aussergewöhnliche Gemeinschaft ermöglicht die so spezielle 2020-Augabe des MIMF. Die Beteiligten sind es längst gewohnt, über Entfernungen miteinander verbunden zu bleiben, und in der aktuellen Situation über Videoverbindungen gemeinsam zu musizieren. Gerade Danae Dörken hat das in den vergangenen Wochen in ihren sozialen Kanälen demonstriert. Da liegt es nahe diese Möglichkeiten auch für das MIMF 2020 zu nutzen. Und so spielen am 17. August Dionysis Grammenos und Sebastian Manz bei Mendelssohns Konzertstück Nr. 2 d-Moll auf einem Split-Screen an unterschiedlichen Orten, und diese recht neue Aufführungspraxis wird einmal mehr bei einem Festival gesetzt sein. 

Binational

Dem nicht genug, haben die Organisatorinnen eine weitere große Entscheidung getroffen. Zusätzlich zu zwei Konzerten auf Lesbos hat bereits ein Konzert am 24.7. in Stuttgart stattgefunden. Da dort einige der normalerweise beteiligten Musiker leben, soll auch diese neue, binationalen Aufteilung eine weitere Dimension darstellen, in dem erfolgreichen Vorhaben, Menschen über Ländergrenzen zusammen zu bringen. Das Konzert wurde beim ARD Radiofestival übertragen und kann noch hier angehört werden.

Molyvos International Music Festival
Molyvos Concert View, Foto von Alex Grymanis

Kontext

Im Rahmen des Festivals werben die Dörken-Schwestern zudem mit ihrer Kunst für Verständnis und Toleranz gegenüber der Flüchtlingskrise gerade auf Lesbos. Das eigens für das Musikereignis beim griechischen Komponisten Nickos Harizanos in Auftrag gegebene Stück “Moments” wird eine Komposition für klassische Instrumente zusammen mit einem Tape, auf dem Flüchtlingskinder für sie wichtige Klänge festgehalten haben erklingen lassen.

Neue Konzertformate entstehen dieser Tage viele. Müssen sie auch. Doch Danae und Kiveli Dörken nutzen die Gelegenheit dieser Neuorganisation geschickt, um nicht einfach nur möglichst nah, an bekannte Zustände heran zu kommen, sondern um gerade in dieser abgeschiedeneren Zeit die Konzentration wieder einmal mehr auf die Menschen und auf das gemeinsame Musizieren zu richten. Ein Paradebeispiel dafür, dass die aktuelle, so schwierige Situation auch Weiterentwicklung bedeuten kann.

Die beiden Konzerte in Molyvos werden in den entsprechenden, sozialen Medien gestreamt:

17. August 2020 | 20:00 Uhr | Griechenland | Lesbos | Molyvos


Haydn: Trio Nr. 1 C-Dur Hob IV:1 „Londoner Trio”
Bartók: “Contrasts” für Klarinette, Violine und Klavier SZ. 111
Fauré: „Sicilienne“ für Flöte und Klavier
F. Mendelssohn: Konzertstück Nr. 2 für Klarinette, Bassetthorn und Klavier op. 114 (Split Screen)
Brahms: Klaviertrio c-Moll op. 101


18. August 2020 | 20:00 Uhr | Griechenland | Lesbos | Molyvos


Haydn: Divertissement op. 100 Nr. 2 für Flöte, Violine und Violoncello
Harizanos: “Moments” op. 219 (UA) für Flöte, Fagott, Horn, Violoncello und Tonband
Skalkottas: Duo für Violine und Violoncello AK 44
Beethoven: Duo für Flöte und Klarinette WoO 2
Debussy: Klaviertrio G-Dur
Griechische Nationalhymne


Stathis Karapanos – Flöte
Dionysis Grammenos – Klarinette
David Orlowsky – Klarinette
Sebastian Manz – Klarinette
Jonian Ilias Kadesha – Violine
Danae Papamattheou-Matschke – Violine
Vashti Hunter – Violoncello
Danae Dörken – Klavier
Kiveli Dörken – Klavier

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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