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Einfach Klassik.

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Miniaturen der Zeit – ein neuer Konzertzyklus bei WDR 3


Ich habe es schon gehört. Eine Minute lang konnte ich es in einer Vorschau hören, das Stück “Where Icebergs Dance Away” von Charlotte Bray. Und es klang sehr beeindruckend und  verheißungsvoll.

Aber worauf freue ich mich da? Auf jeden Fall auf etwas besonderes, denn mit Miniaturen der Zeit startet der WDR einen neuen Konzertzyklus mit zeitgenössischer Klassik.

Miniaturen der Zeit – eine neue Idee

Ich war schon lange Zeit beeindruckt vom großen Engagement und der vielen Arbeit, die der WDR der Neuen Musik widmet. Sowohl dem Sender als auch seinen angestellten Künstler*innen war es schon immer sehr wichtig, nicht nur Neue Musik auf die Bühne zu bringen und zu verbreiten, sondern auch die dort schaffenden Komponist*innen und Musiker*innen sichtbar zu machen. Vor allem die 1951 gegründete Konzertreihe “Musik der Zeit” ist dabei die wichtigste Säule. Deren Redakteur Harry Vogt war es, der zusammen mit Cristian Măcelaru, dem Chefdirigenten des WDR Sinfonieorchesters, die Idee für “Miniaturen der Zeit” hatte. Im Laufe der Vorbereitung, und mit Fortschreiten der Pandemie, legten die Beteiligten dann den Fokus des Vorhabens auch darauf kulturelle Arbeit und vor allem Künstler*innen zu unterstützen. 

So beauftragen sie im Namen des WDR zwölf zeitgenössische Komponist*innen damit, jeweils eine orchestrale Miniatur zu schaffen, die das WDR Sinfonieorchester dann unter Măcelaru im Radio uraufführen wird. Bei der Wahl der Themen hatten sie freie Hand, allerdings sollten sie Betrachtungen des aktuellen Lebens der Gegenwart sein.

Eisberg unter Wasser
Eisberg unter Wasser


Den Anfang macht am kommenden Freitag zwischen 15 und 16 Uhr auf WDR 3 das oben genannte Stück “Where Icebergs Dance Away”, wenn es vom WDR Sinfonieorchester live uraufgeführt wird. Charlotte Bray thematisiert damit die elementaren Kräfte von Feuer und Eis, die sich in dem Moment in der polaren Eisschmelze und in den australischen Waldbränden manifestieren.

Am 11. Juni folgt dann “Entwine” des japanischen Komponisten Dai Fujikura, in dem er zwischenmenschliche Nähe thematisiert, die in diesen Zeiten ja vielen fehlt. Dazu lässt er im Stück musikalische Themen von Instrument zu Instrument wandern.

Weitere an diesem Experiment in zwölf Abschnitten beteiligte Komponist*innen sind Vito Žuraj, Birke Bertelsmeier, Malika Kishino, Sarah Nemtsov und Nico Muhly.

Charlotte Bray
Charlotte Bray, Bild: David Beecroft


Die Erfahrung und Möglichkeiten des WDR im Feld der Neuen Musik wären aber nicht voll genutzt, wenn nicht noch weitere Bestandteile diesem Angebot hinzugefügt worden wären. Also macht man nicht bei den Uraufführungen halt, sondern lässt das Publikum am gesamten Prozess jedes Stücks von Komposition über Erarbeitung und Proben bis hin zur Aufführung teilhaben. In verschiedenen Beiträgen bei WDR 3 werden die unterschiedlichen Abschnitte für das Publikum dokumentiert, und Einblicke in die Entstehung eines neuen, klassischen Werks gegeben. Bereits jetzt gibt es dort ein Kurzporträt von Charlotte Bray, sowie mehrere Vorstellungen der Reihe und Interviews. Das Programm findet man hier. 

Die Spannung steigt

Ich bin sehr gespannt und sehr neugierig auf den Beginn von “Miniaturen der Zeit”, wegen der Bedeutung dieser Konzertreihe für die Welt der Neuen Musik, und wegen der vielen verschiedenen Beiträge, die uns erwarten. Valerie Weber, Hörfunkdirektorin beim WDR, bringt es in ihrem Interview auf den Punkt, wenn sie herausstellt, dass es nicht nur die Möglichkeit sondern auch die Pflicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist mutig zu programmieren, und im Feld der Neuen Musik nicht immer nur auf altbewährte und eingeführte Werke zu setzen, sondern junge Künstler*innen zu unterstützen. Und nicht zuletzt freue ich mich, nach dem Ausblick auf Charlotte Brays Stück, einfach sehr auf die neuen Werke. 

Titelfoto: WDR Sinfonieorchester Köln, Bild: WDR/Marketing/Tillmann Franzen

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Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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