Nelson Freire – Heitor Villa-Lobos: A Prole do Bebe
Hier werde ich mal wieder untypisch für diesen Blog. Meine heutige Vorstellung ist zwar mit Freude verdaulich, dennoch aber auch etwas rastlos und hektisch. Die Prole do Bebe von Heitor Villa-Lobos sind durch ihre wohl gerade noch spätromantische Ansiedelung euphorisch tanzend und ruhelos nervös zugleich. Die Piano Suite von 1918 wurde als erstes vom Pianisten Arthur Rubinstein aufgeführt. Obwohl angeblich Debussy, Satie und wohl auch Strawinsky Villa-Lobos Einflüsse waren höre ich auch viel von Ravels verspielt plätschernder Leichtigkeit. Auch als dissonante Gegensätze gesetzte Punkte erkenne ich von Ravel wieder. Das Tänzerische in Prole do Bebe ist aber doch etwas energischer und feuriger als bei Ravel oder den anderen möglichen Einflüssen.
Ich muss zugeben dass ich dieses Werk noch nicht an einem Kind ausprobieren konnte um zu erfahren wie Dissonanzen und Unruhe ungefilterter aufgenommen werden.
Am liebsten höre ich Nelson Freire dieses Werk spielen. Für meine europäischen Ohren wirkt seine Interpretation etwas geglätteter und ausgewogener als andere. Einen Originalitätsanspruch haben sicherlich Aufnahmen mit Arthur Rubinstein. Und auch beim Spiel wirkt er auf erfreuliche Weise ungehobelter als spätere Interpreten. Eine weitere interessante Interpretation gibt es von Cristina Ortiz. Sie setzt eigenwillige Betonungen und Schwerpunkte, was allerdings der Leichtgängigkeit beim Hören abträglich ist, dennoch interessant!