Auch an diesem 1. Jänner des neuen Jahres 2025 erklang das weltweit wohl berühmteste Musikereignis im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Am Dirigentenpult stand bereits zum 7. Mal Maestro Riccardo Muti. Allerdings war es des Dirigenten letztes Gastspiel dieser Art, denn zumindest in Sachen Neujahrskonzert wird er den Taktstock seinen eigenen Angaben zufolge endgültig an den Nagel hängen. Doch es gibt bereits einen Nachfolger. 2026 wird erstmalig der Musikdirektor der New Yorker Metropolitan-Opera, Yannick Nézet-Séguin die Wiener Philharmoniker in beschwingte Sphären dirigieren.
Während ich diese Zeilen schreibe, erklingt im Hintergrund eine der schönsten Kompositionen des Walzerkönigs Johann Strauss ll, nämlich der „Lagunen-Walzer op. 411“, von Muti in gewohnt charmanter Art dirigiert. Die wunderbar melancholisch-verträumte Stimmung dieses Stücks hat mich schon immer begeistert. Auch Muti scheint den Walzer besonders zu mögen, da er ihn bereits beim Neujahrskonzert 2000 dirigiert hat.
Schon im Vorfeld des musikalischen Events sorgte die Ankündigung, erstmals die Komposition einer Frau auf die Agenda zu setzen, für erhöhte Aufmerksamkeit. Der „Ferdinandus-Walzer“ stammt nämlich aus der Feder der damals erst zwölfjährigen Constanze Geiger und wurde von Johann Strauss sen. 1848 uraufgeführt. Geiger starb 1890 und galt bis dahin als relativ bekannte Schauspielerin und Pianistin. Danach geriet sie allerdings fast völlig in Vergessenheit. Muti betonte, dass die Entscheidung zur Aufführung dieses Stücks nichts mit der aktuell um sich greifenden Geschlechter-Diskussion zu tun hatte, sondern rein künstlerischer Natur war.

Fake-News gab es auch schon im Jahre 1858. Strauss jun. amüsierte sich köstlich über die Klatsch-Presse, welche ihm ein Schürzenjäger-Dasein nachsagte. Als Reaktion darauf schrieb er die äußerst lebhafte „Tritsch-Tratsch Polka op., 214“, bis heute eines der beliebtesten Stücke des Komponisten. Für die Wiener Philharmoniker eine reine Routineangelegenheit.
Im Rahmen der Zugaben darf natürlich weder der „Radetzky-Marsch op. 228 (Strauss sen.), noch die in Wirklichkeit überhaupt nicht so „blaue Donau op. 314“ (J. Strauss jun.) fehlen. 1867 erstmalig aufgeführt, etablierte sich der Walzer rund um den Globus zum Evergreen. Souverän und mit der nötigen Noblesse gelingt den Wiener Philharmonikern auch hier eine stimmige Interpretation zum Ende des Konzerts.
Das Neujahrskonzert 2025 der Wiener Philharmoniker erscheint in gewohnt zügiger Manier bereits am 17. Januar auf CD und ab dem 24. Januar auch auf Vinyl, DVD und Blu-ray.
Die Aufnahmequalität des Silberlings ist gewohnt gut, erreicht aber nicht die Klangfülle des Referenz-Konzerts von 2003 unter Nikolaus Harnoncourt.
Der Friedensbotschaft von Riccardo Muti und den Wiener Philharmonikern zum neuen Jahr schließen wir uns gerne an.