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Einfach Klassik.

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nexTus Festival – Nachlese


Über das neue nexTus Festival hatte ich bereits hier berichtet, und mittlerweile ist die Streaming-Konzertreihe beendet. Da wendet man sich eigentlich neuen Themen zu, aber in diesem Fall lohnt es sich sehr, nochmal kurz inne zu halten, und einen Blick zurück zu werfen.

Was war dieses nexTus Festival nun wirklich? Ein Online- Streamingfestival aus dem Bereich der klassischen Musik. Aber es war auch noch so viel mehr.

nexTus – Die Musik

Im Nachhinein fällt mir sehr die Vielfalt in den Besetzungen und Programmen der Konzerte auf. Es gab wenig Dopplungen, und viele sehr kreative Kombinationen. Da wurden bildende Künstler*innen in Vorträge integriert, oder sogar zu Klavierspiel Kartentricks vorgeführt. Was eher nach normaler Kleinkunst klingt, aber die Schwestern Johanna und Dorothea Kam präsentierten eine verblüffende und optisch und musikalisch hervorragend abgestimmte Verbindung. Während Johanna Kam am Klavier ihre hervorragende Ausbildung vor allem in technisch anspruchsvollen Details vor allem in der Chopin Etude op. 10 no. 8 ausspielen konnte, präsentierte Dorothea faszinierende Bewegungsmuster mit einem Deck Spielkarten, für die die Bezeichnung „Kartentricks“ zu sehr nach Taschenspieler klingt. Johanna konnte dann im weiteren Verlauf mit Robert Schumanns Faschingsschwank und Chopin Ballade op. 23 no. 1 technisch auf höchstem Niveau und interpretatorisch gefestigt die Herzen erobern.

In „Wilhelm – A Silent Opera“ spielten Susanne Hexenberge und Peter WesenAuer selbst zu einer Novelle von Arthur Schnitzler komponierte Musik, und produzierten diese dann mit Standbildern und Videos, unter anderem unter Mitwirkung der bewegenden Händen von  Christian Sattlecker, in einer medial sehr vielseitigen Aufführung.

Am letzten Wochenende gab es dann einen Ladie’s Day, an dem die Gitarristin Heike Matthiesen ein Programm mit Komponistinnen präsentierte, und dabei die Uraufführung eines von ihr beauftragten Stückes von Lilith Guegamian spielte, mich aber auch mit  „Serenade“ von Sofia Gubaidulina überzeugte.

Nicht zuletzt sei da noch der junge Akkordeonist Ghenadie Rotari erwähnt, der drei moderne Stücke aktueller Komponistinnen, wie zum Beispiel Rebecca Saunders, mit so viel Herz und Interpretationsfreude spielte, dass ich einmal mehr hocherfreut war, durch das nexTus Festival Künstler*innen kennengelernt zu haben, die mir sonst vielleicht nie begegnet wären.

Die genannten Beispiele waren nur ein winziger Bruchteil aller Konzerte, die in gleicher Qualität mit einem Festivalticket zu hören sind, und ich könnte auch eine ganze Artikelreihe nur über die musikalischen Vorträge schreiben.

Die Panel Discussions

An jedem Konzerttag war eine Paneldiskussion eingeplant mit Expert*innen, Beteiligten und Zuhörer*innen, die über Zoom abgehalten wurden. Zu verschiedenen Themen rund um die klassische Musik und deren Betrieb in der aktuellen gesellschaftlichen Situation sprachen zunächst die extra geladenen Gäste, bevor sich dann immer mehr andere Gäste an der. Diskussion beteiligten. Und abgesehen von den vielen wertvollen Inhalten fand ich am auffälligsten, dass sich um den Kern des Organisationskomitees herum eine sowohl starke, als auch sehr offene und für Impulse von aussen dankbare Gemeinschaft gebildet hat. Wie wertvoll so etwas ist wissen wir nun alle, spätestens seit dem letzten Jahr. Gemeinschaft. Als stiller Beobachter war ich selbst oft versucht mich zu beteiligen.

Die Green Mission

Dieses an vier Wochenenden stattfindende Festival haben die Musiker*innen innerhalb von drei Monaten auf die Beine gestellt. Und nicht nur das Musikfestival, sondern auch die Diskussionen und Redebeiträge. Das ist eigentlich Wahnsinn, und selbst der im Hintergrund agierende Mentor Bernhard Kerres hatte seine Zweifel, ob das klappen kann. Der Erfolg ist hier also durchaus bemerkenswert, und dennoch fühlten sich die Organisator*innen wohl nicht genug gefordert, und fügten der Veranstaltung noch eine weitere Komponente hinzu. Mit der Kooperation mit den Organisationen Harmonic Progression und OneTreePlanted machten sie aus der Veranstaltung auch eine Umweltinitiative, bei der alle mitmachen können. Beim buchen von Festivaltickets ist es möglich einen Betrag an OneTreePlanted zu spenden, der mithilft in Lateinamerika Bäume zu pflanzen. Ca. 80 Bäume hat nexTus so schon neu gepflanzt, und offenbar arbeitet man hier an einem eigenen Festivalwald…

Fazit und letzte Chance

Diese gesamte Veranstaltung fand ich nachdem ich sie erlebt habe so bemerkenswert, dass ich sie hier nochmal empfehlen möchte. Noch bis zum 22. Mai sind die Festivalbeiträge online, und man kann Tickets für die einzelnen Konzerttage erwerben. Und, ja, auch Videos von den Diskussionen sind von allen Konzerttagen verfügbar.

Wer also dieses Wochenende noch Unterhaltung sucht, wird beim nexTus Festival fündig.

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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