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Einfach Klassik.

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CD-Review: Thomas Albertus Irnberger spielt Haydn Violinkonzerte

Auf der Liste der beliebtesten Violinkonzerte stehen die von Joseph Haydn nicht ganz weit oben. Das liegt wohl unter anderem daran, dass Solokonzerte damals noch nicht externe Stars protegiert haben, sondern von den Stimmführern (Gendern ergibt hier wohl leider keinen Sinn) der Orchester selbst gespielt wurden. Das dachte ich mir auch als ich die vorliegende Aufnahme mit Thomas Albertus Irnberger und der Münchner Kammerphilharmonie dacapo auf den Tisch bekam. Diese Haltung besteht aber zu unrecht, denn Haydns Konzerte sind dennoch vollwertige Solokonzerte, die aufgrund der Anlage der Solostimme als Erste unter Gleichen mit besonderem Charme daherkommen.

Thomas Albertus Irnberger, Foto © Irène Zandel
Thomas Albertus Irnberger, Foto © Irène Zandel

Zusätzlich zu den Violinkonzerten in C-Dur (Hob. Vlla:1) und G-Dur (Hob. Vlla:4) gibt es als drittes auf der CD noch das Konzert für Violine, Harpsichord und Streichorchester (Hob. XVIII:6), das auch als Doppelkonzert bezeichnet wird.

Thomas Albertus Irnberger ist ein beschlagener Geiger, der in seiner Vita schon mit allen solistischen Wassern gewaschen ist. Technisch bewegt er sich bei diesen Konzerten also in sicherem Terrain, kann dadurch aber zeigen wieviel Musikverständnis er im Spiel kultivieren kann. Die Solostimme beginnt beim C-Dur Konzert ja nicht allein, oder als klar positionierte Führungsstimme von vornherein, sondern sie erwächst aus dem Orchesterverbund heraus, und tritt langsam hervor. Das gestaltet der Solist in der Tat mit viel zurückhaltender Liebe zum Detail und zur Schönheit des Gesamtklangs. Von der historischen Rolle seines Instrumentes vorgesehen bettet er sich kunstvoll in das Orchester ein, wobei er mit der Münchner Kammerphilharmonie dacapo einen auf den epochentypisch runden und satten Gesamtklang konzentrierten Partner hat. Die einzelnen Instrumentengruppen handeln sehr einheitsbezogen, schaffen im Vortrag ein harmonisches Ganzes und stellen selbst einzelne, prägnantere Melodieelemente immer eingebettet im Gesamtrahmen dar. 

Irnberger Cover

Thomas Albertus Irnberger in Zwiesprache

Bei den zweistimmigen Melodien im G-Dur Konzert gehen die Violinen des Orchesters in schön dosierte Zwiesprache mit Thomas Albertus Irnberger. Insgesamt bereitet das Orchester hier dem Solisten immer wieder gekonnt das Feld auf dem er dann agieren kann. Im letzten Satz “Allegro” ist dann aber das Timing des Orchesters sehr besonders, wenn vor allem die Geigen gegen Ende des Satzes sich sehr schnell fast überschlagen, und auch wenn es epochentypisch ist stolpere ich da beim hören dennoch etwas.

Das Doppelkonzert gestalten alle dann wieder mit festlichem Gesamtklang. Barbara Moser bietet dabei am Hammerklavier einen sehr präsenten Vortrag und steht zusammen mit Thomas Albertus Irnberger gut im Zentrum des Konzertes, während das Orchester noch weiter im Hintergrund agiert, in den Pausen der Solist*innen aber bühnenbildnerisch erzählend gestaltet.

Münchner Kammerphilharmonie dacapo
Münchner Kammerphilharmonie dacapo

Streicher agieren helltönig

Gerade im langsamen Satz “Largo” steht Irnberger einmal mehr klar aber mit dosierten Lautstärken im Raum, was der Aufnahme zusätzliche Weichheit verleiht. Mit dem Abschlusssatz “Presto” bereiten alle Beteiligten dieser Veröffentlichung dann einen sehr fröhlichen Abschluss wenn alle Streicher sehr helltönig agieren, und Violinen sowie Soloinstrumente sich in den schnellen Passagen richtig ins Zeug legen.

Mir verlieh dieses Album während meines Wochenalltags eine entspannte und fröhliche Grundstimmung, und alle, die nicht sowieso in diesem Genre hören, können mit dieser CD wieder einmal zu Joseph Haydn zurückkehren.

Titelfoto © Irène Zandel

Das Album

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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