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Einfach Klassik.

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Die PostKultur-Box – Ein Interview mit Kathleen Alder


Es ist keine einfache Betrachtung, welche Auswirkungen der aktuellen globalen Situation auf lange Sicht vielleicht sogar gewinnbringend sein könnten. Zu viele Menschen leiden, persönlich und beruflich. Da braucht es Lichtpunkte, in diesem Dunkel, und die finde ich in den vielen, äusserst kreativen Ideen, die Menschen im Kulturbereich haben, um mit der Krise umzugehen. Seien es neue Einkommensquellen, oder neue Wege die Menschen zusammen zu bringen, und Kultur zu vermitteln. Meistens sind es die ganz einfachen Ideen, die mich am meisten faszinieren. Solch eine hatte Kathleen Alder, und hat sie umgesetzt. Die Gründerin hatte bereits WildKat PR, eine der heute bedeutenden Klassik-PR Agenturen ins Leben gerufen, und hatte nun im Lockdown den nächsten Einfall. Gehen die Menschen in normaleren Zeiten in Veranstaltungen, und „holen“ sich Kultur dort „ab“, so liefert Alder nun, da der Besuch nicht mehr möglich ist, die Kultur ganz einfach zu den Menschen nach Hause. In einer Abobox, die Kulturangebote einer jeweils lokalen Szene in die Wohnzimmer transportiert. 

Um besser zu verstehen wie das funktioniert, und worum es dabei geht, konnte ich ein kurzes Interview mit Kathleen Alder führen.

Kathleen, Sie haben im Jahr 2008 die Agentur WildKat PR gegründet, sie auf die Größe von 17 Mitarbeiter*innen gebracht, und mithilfe von Investoren international aufgestellt. Wie kommen Sie jetzt durch die schwierige, aktuelle Lage?

Es ist wirklich ein stetiges Auf und Ab in diesem Jahr, ich glaube, es ging vielen Akteuren in der Branche so. Dankenswerterweise hatten wir durch unseren Arbeitsschwerpunkt viele tolle neue Projekte und Initiativen, an denen wir uns austoben konnten. Viele sind natürlich aus der Lockdownphase  entsprungen… 

Unsere eigene Agentur hat im Verhältnis nicht so arg gelitten, viele Künstler*innen brauchen ja noch Öffentlichkeitsarbeit und digitale Unterstützung und da sind wir natürlich gut aufgestellt. Wir konnten zum Beispiel fast ganz auf Personalkürzungen verzichten und haben nur weniger Freelancer beschäftigt. 
Am meisten leide ich mit den Kreativen, die sich normalerweise mit dem Live Geschäft über Wasser halten. 

Gleichzeitig hat mich gewundert, wie wenig flexibel sich die Öffentlich-Rechtlichen Institutionen gezeigt haben in der Krise. Da wurde in den letzten 6 Monaten  kaum etwas Neues oder Innovatives von den großen Namen geboten. Eher die kleinen Künstler*innen und Betriebe sind aktiv geworden und haben sich Gedanken gemacht, wie sie das Beste aus der Situation machen können. 

Dem nicht genug, haben Sie nun ein neues Startup gegründet, die PostKultur-Box, eine Kulturkiste die Kunst- und Kulturinteressierten neue Kulturangebote einer lokalen Szene nach Hause liefert. Was genau ist die Idee dahinter?

Diese Idee ist tatsächlich in der Pandemiezeit entstanden. Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, trotz Lockdown Kultur zu konsumieren. So zu sagen von zu Hause aus. Es gibt ja in vielen Branchen momentan den Trend der kuratierten Abobox, sei es Essen, Mode, Kinderspielzeug, Lifestyle, Socken o.ä. Wir haben uns diese Entwicklung angeschaut und überlegt, wie man das in den Kulturbereich übersetzen kann. Herausgekommen ist die PostKultur Box. Ganz wichtig dabei war uns sowohl unabhängige Künster*innen und Projekte zu erreichen, aber auch mit den großen Häusern zu kooperieren. Dabei werden alle Akteure fair bezahlt. So können wir in dieser Zeit die Kulturszene unterstützen und etwas zurückgeben. 

In Zukunft wird es sowohl eine überregionale Abobox geben, die einmal im Quartal zugeschickt wird, sondern auch die so genannten City Boxen, die den Fokus auf die jeweilige lokale Kulturszene legen und einzeln bestellbar sind. Nach Hamburg wollen wir unser Angebot im kommenden Jahr auf viele weitere Städte ausweiten: München, Bamberg, Köln, Berlin, Dresden usw. 
Das jüngere Publikum wollen wir zukünftig mit einer Box in digitaler Form erreichen und auch eine Kinder Box ist in Planung. 

Wieviel kostet das, und wo kann man die PosKultur-Box bestellen?

Unsere erste limitierte Hamburg Box ist sehr umfangreich und so erklärt sich auch der Preis von 150 €. Wir konnten viele tolle Künstler*innen und Institutionen für unser Debut gewinnen und sie vervollständigen die Box mit ihren teilweise exklusiv für uns produzierten Produkten zu einem interessanten und inspirierenden Mix. Ohne zu viel verraten zu wollen findet man in unserer ersten Box:

  • Musik vom Ensemble Resonanz mit Charly Hübner (CD)
  • Ein eigens angefertigter, limitierter Kunstdruck (Holzschnitt Methode) von
  • einer etablierten Hamburger Künstlerin
  • Ein neues Buch aus dem Hamburger mairisch Verlag
  • Eine Kurzgeschichte einer renommierten Autorin
  • Eine moderne, lokale Sängerin mit ihrem neuen Album passend zur
  • Jahreszeit (CD)
  • Grusskarten aus der Hanseatischen Materialverwaltung
  • Ein Essay vom Programmdirektor des Thomas Mann House, Los Angeles
  • Ein exklusiven virtuellen Einblick in ein Tanzprojekt von Kampnagel
  • Karten vom Bucerius Kunstforum

Die Boxen ab Januar werden dann etwas günstiger, dafür aber auch kleiner. Die Boxen sind alle direkt über www.post-kultur.com erwerbbar.

PostKultur-Box
Kathleen Alder

Hatten Sie schon länger vor ein zweites Standbein zu schaffen, oder ist das eine eher spontane Idee, die aus der aktuellen Situation entstanden ist?

Als Unternehmerin neige ich grundsätzlich dazu, Dinge einfach zu machen. Wir haben gemerkt: Es gibt Bedarf, also haben wir uns etwas ausgedacht. Dahinter steckt keine lang entwickelte StartUp Strategie. 

Meine Erfahrungen und Expertise im Kulturbereich sind natürlich wunderbare Ressourcen für dieses Projekt. Es ist ein tolles Gefühl, diese nach 12 Jahren Agenturarbeit für etwas Frisches nutzen zu können. Ich bin trotzdem immer gespannt, was die Zukunft bringt. 

Welche Möglichkeiten sehen Sie, dass die PosKultur-Box auch nach der aktuellen Corona-Situation für Kulturinteressierte attraktiv und interessant ist?

Ich bin absolut überzeugt davon, dass die Kulturbranchen sich auch nach dem Lockdown mehr auf die Digitalisierung einlassen muss. Das Konsumverhalten hat sich einfach wahnsinnig doll gewandelt. Ich denke, die Menschen werden noch eine ganze Weile vorsichtiger leben und auch Großveranstaltungen und Konzerte werden noch etwas länger auf sich warten lassen. 

Sobald die strengen Regeln gelockert werden, möchten wir aber auf jeden Fall verstärkt den Livecharakter in unsere Boxen holen. Wir haben jetzt schon Gutscheine für eine Kunstinstitution in der Box. Später soll es exklusive Veranstaltungen geben wie Lesungen, Autorentreffen, Theatervorstellungen, Konzerte und vieles mehr. 

Aber für den Moment kommt die PostKultur Box mit ihrem Angebot für zu Hause genau zur richtigen Zeit. 

Kathleen, vielen Dank für die Antworten!
Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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