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Einfach Klassik.

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CD-Review: Arabella Steinbacher – Bach & Pärt

Fratres! Immer wieder Fratres! Das vielgespielte und mittlerweile sehr bekannte Stück des Komponisten Arvo Pärt hat die Geigerin Arabella Steinbacher bestimmt auch wegen seiner Popularität für ihr neues Album „Bach & Pärt“ ausgewählt. Und das macht mich besonders froh, bin ich doch ansonsten oft genug betrübt darüber, dass Neue Musik wenn sie denn überhaupt gespielt wird, dann nur kurzlebig verbleibt. Vielleicht ist „Fratres“ ja im Konzertbetrieb eine neue „Pastorale“?

Arabella Steinbacher mit klarer Entscheidung

Dieses Stück jedoch an den Anfang eines Albums zu platzieren ist schon eine klare Entscheidung. Hat es mit seiner Spieldauer von 15 Minuten und seiner langsamen Entwicklung doch nicht den typischen Charakter eines Openers. Hier in der Version für Violine, Streichorchester und Percussion spielt Steinbacher es sehr blockartig, entwickelt fast mechanisch und stellt dabei doch die verschiedenen eindrücklichen Abschnitte kontrastreich dar.

Ich brauchte etwas Zeit um Arabella Steinbachers Idee für das Programm dieser CD zu erkennen. Angeblich sind Pärt und Bach für die Musikerin einfach zwei sehr wichtige Komponisten in ihrer Biographie. Bachs a-moll-Konzert hat die Geigerin in Kindertagen wohl zum Wunsch gebracht Musikerin zu werden. Erst bei mehrmaligem Hören fiel mir die simple Gemeinsamkeit auf: Alle Werke sind hervorragend hergestellte musikalische Schönheiten, die man kennt und liebt, die aber noch erfreulich frei von Abnutzung sind. Gerade der Übergang in Bachs Konzert in E-Dur, BWV1042, zeigt mir das deutlich, wenn ich tief durchatmend aus Ports mystischer Harmoniewelt hinüberrutsche in Bachs festlichen, tänzerischen Melodiebaukasten. Hier spielt Arabella Steinbacher gleich mit viel Präsenz, überlässt die Leichtigkeit lieber etwas mehr dem Stuttgarter Kammerorchester, und verlegt sich eher auf maßgeschneiderte Tonforumg, wobei sie aber in ihren langen gebrochenen Akkorden dem Orchester auch viel Gestaltungsraum gibt. Im „Adagio“ wechselt sie die Herangehensweise dann zur kunstvollen Erzählung der führenden Melodien, bringt Fragilität in ihren Ton, und spielt traumwandlerisch sicher mit den verschiedenen Verzierungstechniken. 

Arabella Steinbacher, Foto © Sammy Hart
Arabella Steinbacher, Foto © Sammy Hart

Das Konzert in a-moll, BWV 1041 macht Arabella Steinbacher dann noch persönlicher, phrasiert von Herzen, und taucht ganz ein in den Vortrag, in scheinbarer Abwesenheit anderer Zielsetzungen. Damit spielt sie „nur“ die notierte Musik aus, stellt sie so aber eben in ihrer eigentlichen Schönheit dar, und vielleicht ist genau das ihr Ansinnen gewesen. Das Stuttgarter Kammerorchester ist währenddessen ein verlässlicher Partner, der mal mit Bedacht, mal mit großer Bewegungsfreude vorgeht, so wie es gerade notwendig ist. Sie etablieren dabei über die CD hinweg einen sehr ausgewogenen barocken Orchesterklang, der genreüblich angenehm ist, aber auch nicht besonders auffällt. Das ist aber eben auch das, was ein Orchester in einem Solokonzert leisten muss.

Versöhnlicher Ausklang

Zum Abschluss kommt dann mit „Spiegel im Spiegel“ nochmal ein Werk von Arvo Pärt, das ebenfalls große Popularität geniesst. In der Version für Violine und Klavier, begleitet von Peter von Wienhardt, wird es zu einem versöhnlichen Ausklang für das Album, an einer Stelle im Programm, an der eigentlich nichts zu versöhnen ist. Aber durch diesen Widerspruch wird einmal mehr klar, dass „Spiegel im Spiegel“ so wie Ports Musik generell immer geht. Und das gilt auch für Arabella Steinbachers Album „Bach & Pärt“.

Titelfoto © Sammy Hart

Das Album

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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