Einfach Klassik.

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Die Kleine Fleth-Philharmonie mit Pia Davila und Linda Leine

„Nanu? Hat die Hamburger Elbphilharmonie mit der Kleinen Fleth-Philharmonie in Buxtehude Konkurrenz bekommen?“, fragte ich mich vor ungefähr einem Jahr, als die ersten Ankündigungen dieses neuen, kleinen und feinen Konzertorts vor den Toren der Hansestadt durch die Medien gingen. Die Antwort ist: Ja, und Nein. Mit einer Gesamtkapazität von 36 Sitzplätzen hat die Kleine Fleth-Philharmonie klar ein anderes Format, als ihre große Schwester weiter den Fluß hinauf. Eine Parallele findet sich dann aber doch in der Programmierung. Natürlich passen keine großen Ensembles in das kleine Schmuckstück im Alten Land, die dort stattfindenden Kammerkonzerte sind jedoch mit ähnlich klingenden Namen besetzt, wie sie sich auch im Programm der Elbphilharmonie finden. Und das liegt an dem Mann, der die Kleine Fleth-Philharmonie gegründet hat und betreibt. Hasko Witte ist nicht nur Buxtehuder, er betreibt auch seit vielen Jahren eine PR-Agentur für Künstler*innen und Ensembles der Klassik. Dadurch kann er die Kleine Fleth-Philharmonie mit einem erstaunlich illustren Programm bestücken, unter anderem bestehend aus dem Trio Fabel, Ragna Schirmer, Tim Allhoff, dem Boulanger Trio oder Eckart Runge & Jacques Ammon. Damit betreibt Witte natürlich nicht nur sein eigenes Hobby, sondern er leistet auch einen sehr wichtigen Beitrag zur lokalen Kulturlandschaft vor Ort.

Die Kleine Fleth-Philharmonie mit Konzert

Ich wollte mir natürlich selbst ein Bild von der Kleinen Fleth-Philharmonie machen, und konnte das Konzert der Sopranistin Pia Davila und der Pianistin Linda Leine besuchen, die am Freitagabend ihr neues Album “Irgendwo auf der Welt” vorstellten. Just seit dem Tag des Konzertes ist die CD erhältlich, und so nutzten die Musikerinnen die Gelegenheit gerne, in familiärer Atmosphäre eine Auswahl an Liedern und Klavierstücken vorzutragen, die auch auf dem Tonträger zu finden sind. 

Um den Abend zu strukturieren bildeten Davila und Leine Abschnitten, in denen sie die Stücke gruppierten, mit den Titeln “Zwitschern”, “Rinnen”, “Schnurren”, Ruhen”, “Trösten” und “Hoffen”. In ihrem Programm und auf der neuen CD sind es die Werke von verfemten Komponist*innen deren Schicksale zusammen mit ihrer Musik ans Licht gebracht werden. Allerdings liegt der Schwerpunkt ganz klar auf der Schönheit der Musik, die sehr oft von Humor und manchmal Ironie gezeichnet ist, wie Pia Davila in einer ihrer vielen sehr unterhaltsamen und informativen Einführungen zu den Werken betonte. 

Pia Davila und Linda Leine
Pia Davila und Linda Leine

Kaum losgespielt, schon hatten die Musikerinnen das interessierte Publikum in Unterhaltungsstimmung gebracht, nutzten sie doch ihr volles Können, um die verschiedenen emotionalen Aspekte der Lieder auch in Gegensätzen zu betonen. Bei Davilas Opernhintergrund überrascht Agilität und Flexibilität im Vortrag natürlich nicht, doch auch Linda Leine konnte am Klavier vor allem mit ihrer humorvollen Expressivität begeistern. Gleich im ersten Abschnitt legten sie sich gerne in Witz und Ironie in Werken von Erich Zeisl, Arnold Schönberg und Georg Kreisler. 

Im Teil “Rinnen” wurde das Programm nachdenklicher und trauriger, vor allem mit dem Lied “Und der Regen rinnt” von Ilse Weber, und auch hier konnten sich Davila und Leine voll auf ihren Vortrag einlassen. Die Sopranistin intonierte mit Vorsicht, und liess viele Töne aus der Stille, aus der Versenkung erscheinen, ganz so wie die dargebotenen Lieder, während die Pianistin sich in einem Raum zwischen romantischer Verklärung und düsterer Harmonik bewegte. So agierten die beiden hier erfreulich unprätentiös und hielten die Aufmerksamkeit ganz bei der Musik.

Platz zwischen den Noten

Auch im weiteren Verlauf beeindruckte mich die Vielfalt an musikalischen Werkzeugen, die durch die Musikerinnen Anwendung fanden, als sie in “Ruhen” Stille und Raum zelebrierten, den Platz zwischen den Noten genossen, oder als sie in “Schnurren” sogar etwas Revuestimmung versprühten.

So bescherten sowohl der Veranstalter als auch Pia Davila und Linda Leine den Zuhörer*innen einen abwechslungsreichen und emotional geprägten Konzertabend, und machten die Kleine Fleth-Philharmonie für mich zu einem Ort der Freude.

Das neue Album “Irgendwo auf der Welt” ist im Handel und auf allem Streaming-Plattformen erhältlich.

Das Album

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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2 Kommentare

  1. Was es nicht alles gibt, danke für diesen Beitrag. So eine kleine Philharmonie wünsche ich mir auch für Bremen. Über weitere Beiträge dieser Art würde ich mich sehr freuen, ein Besuch der Webseite der Kleine Fleth-Philharmonie lohnt sich.

    Liebe Grüße aus Bremen

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