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Einfach Klassik.

Einfach Klassik.

Dorothee Oberlinger und L’Apothéose in Barcelona 

Mit dem Beginn der Barockzeit erlebte die Blockflöte ihren Höhepunkt. Komponisten wie Bach, Händel und Vivaldi widmeten dem Instrument ihre Aufmerksamkeit und etablierten es durch alle Tonlagen hindurch. In Georg Phillip Telemanns Werken spielt die Blockflöte eine besondere Rolle. Da er selbst sie spielte, zeugen seine Flötenwerke nicht nur von eindrucksvoller Finesse, auch in Kombination mit den Klangfarben anderer Holzblasinstrumente wie Traverso, Fagott und Oboe hat er die Möglichkeiten des Instruments voll ausgeschöpft.

Eine gute Idee hatte dazu das erst vor wenigen Jahren gegründete spanische Ensemble L’Apothéose und lud zu einem reinen Telemann-Programm die Blockflötistin Dorothee Oberlinger, den Oboisten Josep Domènech und den Fagottisten Eyal Street ein. An der Traversflöte war – herausragend – Ensemblemitglied Laura Quesada zu hören. Den Anfang einer viertägigen Spanienreise nach Barcelona, Bilbao, Madrid und Sevilla machte das Konzert im Palau de la Música Catalana. 

L’Apothéose wird als neue Referenz in der europäischen Alte Musik Szene gehandelt und der Auftritt des Ensembles in Barcelona am 4. März 2024 hatte nicht nur Touristen, sondern auch eine große Menge katalanischer Barockliebhaber in den Saal gelockt. Sechs mal Telemann – das ist ein mutiges, im Ergebnis überzeugendes Konzept und durch die große Abwechslung und die brillanten Darbietungen der vier Solisten wurde der Konzertabend zu einem Fest barocken Wohlklangs. Im Zentrum des Programms stand jedoch – ganz klar – die Blockflöte. 

Dorothee Oberlinger und L’Apothéose, Foto © Christina von Richthofen
Dorothee Oberlinger und L’Apothéose, Foto © Christina von Richthofen

Auf die Conclusion e-Moll aus Telemanns Tafelmusik folgte das F-Dur Konzert für Flöte und Fagott, in dem L’Apothéose durch behutsame Akzentsetzung den beiden Soloinstrumenten die Bühne überließ. Spätestens als Dorothee Oberlinger den Saal im Grave mit Magie erfüllte, war die Mission erfüllt: ein Abend mit Telemann birgt Glanzlichter und davon gab es im zweiten Konzertteil dann auch reichlich. Wie die Klangfarben der stilistisch durchaus unterschiedlich agierenden Solisten im Concerto F-Dur sich vermischten, war eine echte Freude. Für Dorothee Oberlinger, die mit gewohnter Energie auch schon mal am Tempo zog, war es ein Debüt im Palau und auch die erste Zusammenarbeit mit dem spanischen Barockensemble. 

Kultivierte Dynamik und große klangliche Geschlossenheit zeichnet die Streicher des Ensembles L’Apothéose aus, das in 2017 den Göttinger Händel Wettbewerb gewann und seither von Publikum und Fachpresse enthusiastisch gefeiert wird. Höhepunkt des Abends war die Darbietung des Doppelkonzerts für Blockflöte und Traverso, in der sich Ensemblemitglied Laura Quesada nicht nur als ebenbürtige, sondern als beflügelnde musikalische Partnerin für Dorothee Oberlinger zeigte. Diese beiden Musikerinnen möchte man sofort noch einmal gemeinsam erleben. 

Titelfoto © Christina von Richthofen

Icon Autor lg
Seit meinem Auslandssemester in Santiago de Compostela in den späten 80ern zieht es mich immer wieder auf die iberische Halbinsel. Berufliche und private Verbindungen haben Spanien zu meiner zweiten Heimat gemacht. Orchestertourneen habe ich organisiert und begleitet, mit spanischen Agenturen und Veranstaltern zusammen gearbeitet und auf der Feria Internacional de Música Antigua in Murcia einen Vortrag über die Alte Musik Szene in Deutschland gehalten. Ich bin froh, dass das Kerngeschäft meiner Kölner Agentur für Kultur-Promotion Raum lässt für Exkursionen und Entdeckungen. Für den Orchestergraben berichte ich aus Barcelona über Festivals und Konzerte in der Region.
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