Was ist eigentlich klassische Musik? Wo hat sie ihren Ursprung und welche Unterschiede gibt es? Ist alles das, was als klassische Musik bezeichnet wird, auch tatsächlich „klassisch“, oder vielleicht doch eher barock? Und was wird in der Regel als „alte Musik“ apostrophiert? Wie ist klassische Musik überhaupt aufgebaut? Was unterscheidet Beethoven von Mozart, und welche Funktion hat beispielsweise ein Dirigent? Fragen über Fragen, die auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu beantworten sind.
Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, dem sei ein Blick in das unlängst beim Dorley Kindersley erschienene Buch „Klassische Musik“, empfohlen. Der reich illustrierte und optisch ansprechend gestaltete Einband erweist sich beim näheren Hinsehen als informatives Nachschlagewerk sowohl für Einsteiger, als auch fortgeschrittene Klassik-Liebhaber*innen. Auf insgesamt 352 Seiten werden die Leser*innen anhand von 630 farbigen Fotos sowie Illustrationen anschaulich durch die unterschiedlichen Epochen der klassischen Musik geführt.
Klassische Musik – zentrale Figuren
Herausgeber John Burrows gibt viele Hintergrundinformationen zu den Meisterwerken der klassischen Musik. Er stellt insgesamt 300 Komponist*innen und Musikschaffende mit ihren wichtigsten Opern, Sinfonien und Sonaten in Kurzbiographien vor und beleuchtet die entscheidenden Stationen ihres Schaffensdaseins, sowie ihren Einfluss auf die Entwicklung und Weiterentwicklung der verschiedenen Stilrichtungen. Dabei konzentriert er sich aber nicht nur auf die zentralen Figuren der klassischen Musik, sondern geht weit zurück bis in die Zeit der gregorianischen Gesänge des 9. Jahrhunderts (benannt nach Papst Gregor dem Großen), sowie der Troubadoure des Hochmittelalters. Die kulturellen und geschichtlichen Aspekte der einzelnen Musikstile werden genauso berücksichtigt wie etwa die handwerkliche Anfertigung von Musikinstrumenten und deren Einsatz in Kammer- und Sinfonieorchestern. Ein Streifzug durch mehr als 1000 Jahre Musikgeschichte, spannend und lebendig erzählt.
Wichtig für Einsteiger: das Buch ist leicht verständlich geschrieben, Fachbegriffe werden in ihrer Bedeutung erläutert und komplexe Zusammenhänge anschaulich erklärt. Wer die klassische Musik für sich entdecken möchte, ist mit dieser üppigen Enzyklopädie bestens bedient. Einziger Kritikpunkt: bei der geschichtshistorischen Betrachtung der lyrisch dichterischen Minnesänger fehlen Namen wie Walther von der Vogelweide (1170 – 1230), Neidhart von Reuenthal (1190 – 1237, Lied: Mayenzeit one Neidt) oder auch „Der Tannhäuser“, (ca. 1230 – 1265) allesamt wichtige Vertreter ihrer Zunft. Da würde ich mir gegebenenfalls für eine Neuauflage eine Ergänzung wünschen. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau.
Standardwerk
Insgesamt betrachtet erhalten interessierte Leser*innen ein regelrechtes Standardwerk über die Geschichte, Entwicklung sowie neuzeitliche Ausrichtung und Gestaltung der klassischen Musik. In Verbindung mit dem ebenfalls im Verlag Dorley Kindersley erschienenen Bildband „Das Klassiche-Musik-Buch“ ist es möglich, sich ein umfangreiches Wissen über die Welt der klassischen Musik anzueignen. Doch dazu mehr in unserem nächsten Buchreview im März 2022.