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Eva Zalena Cover

CD-Review: Eva Zalenga & Doriana Tchakarova – In Relations

Lieder CDs sind eine willkommene Abwechslung im Reigen von Kammermusik- und Ochester-Tonträgern die mich erreichen. Interessanterweise sind es aber oft Sänger die im Genre tätig sind. Da kommt die Sopranistin Eva Zalenga mit „In Relations“ als Ausnahme ganz gelegen. Die Sopranistin ist aufsteigende Opern-Interpretin, die schon mit wichtigen Preisen bedacht wurde. Gleiches gilt für Ihre Partnerin am Klavier, die bulgarische Pianistin Doriana Tchakarova, die auch eine Lehrposition innehat. Bemerkenswert ist aber in diesem Kontext ihre Spezialisierung auf die Liedbegleitung, die sie schon mit bekannten Sänger*innen erarbeiten konnte. 

Eva Zalenga mit Luft

Das Konzept für das Album bleibt etwas vage, aber das ist mir nur recht. Allzu expressive inhaltliche Planung kann manchmal den reinen Blick auf die Musik verstellen. Zalenga und Tchakarova wollen bestehende, aber nicht offensichtliche Verbindungen zwischen Musik und Dichtung des 19. Jahrhunderts ans Licht bringen. Konkret bedeutet das Lieder von Giacomo Meyerbeer, Carl Loewe, Felix Mendelssohn, Robert Schumann und Francis Allitsen. Als eine von zwei Komponistinnen ist Emilie Mayer auf dem Album vertreten, passenderweise, denn das Schaffen Mayers steht in Kunstfertigkeit und Bedeutung für mich in einer Reihe mit dem Schumanns und Mendelssohns. Ihr Lied „Das Schlüsselloch im Herzen“ aus „2 Gesänge“ bringt Eva Zalenga mit viel Luft, entsprechend helltönig und offen wirken die Melodien. Tchakarova gelingt währenddessen eine gekonnte Mischung aus orchestralem Hintergrund und weitgriffigen Akzenten in ihren Solostellen. Immerhin ist diese Auswahl eine gute Demonstration von Mayers Stil und Größe in den Kompositionsbildern.

Ein sehr attraktiver Teil der CD sind für mich die Lieder von Car Loewe. Beide Musikerinnen stellen die Erzählkunst des Komponisten zum Beispiel in „Meine Ruh’ ist hin“ ausdrucksstark dar. Sie ziehen und verbinden die langen Melodiebögen sehr kontinuierlich, sogar über ihre Instrumente hinweg. Mit erfreulich synchroner Agogik offenbart sich hier zudem hohe Eingespieltheit, Phrasierungen kommen wie aus einem Guss. Und in „Die verliebte Schäferin Scapine“ zeigt sich Eva Zalengas mittlerweile schon große Opernerfahrung. Ihre Möglichkeiten Geschichten musikalisch zum Besten zu geben sind schon jetzt beeindruckend. Ihren großen Dynamikumfang weiß sie sehr erzählerisch einzusetzen. Und ich weiß, dass hohe Intensitäten in höheren Tonlagen für die Sopranistin in den beiden Genres der Oper und im Lied erwartet und richtig sind. Für meinen persönlichen Geschmack könnte Eva Zalenga dennoch für eine Aufnahme in diesen Passagen noch etwas mehr an Kontrolle arbeiten, denn ihre Formantstruktur ist schon sehr offen wenn es zum Beispiel in Meyerbeers „Komm du schönes Fischermädchen“ oder in Mendelssohns „Hexenlied“ hoch und laut wird. In leiseren Passagen hingegen malt die Sopranistin mit ihrer akustischen Energieverteilung runde, warme und vielschichtige Klangbilder, die verblüffen. Am eindrucksvollsten höre ich das in Schumanns „Die letzten Blumen starben“, wo Eva Zalenga die mit Ruhe geformten Töne mit Bedacht setzt, während Doriana Tchakarova die langsam wandernden Harmonien raumgreifend aber doch still ins virtuelle Auditorium stellt.

Orchestrale Kraft

Im Hexenlied nutzt die Pianistin dann die Möglichkeiten wieder sich in orchestraler Größe mit Kraft und Druck in den Vordergrund zu spielen, aber auch die rasanten Begleitpassagen durchspielt Tchakarova mit hochklassiger und doch entspannter Kunstfertigkeit.

Doriana Tchakarova
Doriana Tchakarova

Erwähnen möchte ich auch noch die drei Lieder „Katharine“, „Mag da draußen Schnee sich thürmen“ und „Die Botschaft“ von Frances Allitson. Den unaufgeregten Stil der Komponistin präsentieren die beiden Musikerinnen mir sehr erfahrener Ruhe, aber nie mit Gleichmut. Sie stellen die Lieder mit sehr langsamem Angang dar, lassen viel Raum zwischen den Melodien und schaffen so gut erkennbare Abschnitte.

Mit Eva Zalenga und Doriana Tchakarova hat sich ein sehr passendes Duo gefunden, die Musikerinnen bereichern sich gegenseitig an jedem Punkt der Aufnahme, sind ideal aufeinander Eingestellt und lassen uns an einer sehr produktiven Zusammenarbeit teilhaben. Liederfans, aber nicht nur die, sollten hier reinhören!

Das Album

Icon Autor lg
Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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