Einfach Klassik.

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CD-Review: Frank Peter Zimmermann spielt Bach, Mozart, Beethoven

Die Violinkonzerte von Bach, Beethoven und Mozart gehören zu den ultimativen Werken dieses Instruments. Die Anzahl der Einspielungen auf Tonträgern sind kaum zu erfassen. Daher ist es umso schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen. Bei Hänssler Classic ist jetzt erstmalig eine Komplett-Box mit allen Aufnahmen des Duisburger Geigers Frank Peter Zimmermann erschienen, die er für dieses Label eingespielt hat.

Bachs 4 Violinkonzerte entstanden wahrscheinlich zwischen 1717 und 1723. Da handschriftliche Notenaufzeichnungen abhanden gekommen sind, ist eine genaue Bestimmung von Zeitpunkt und Ort nur schwer möglich. Die Konzerte selbst erinnern stark an die venezianische Tradition Vivaldis, zumindest sind die Einflüsse unüberhörbar. Insbesondere das BWV 1042 ist von atemberaubender Musikalität und Schönheit.

Frank Peter Zimmermann Cover

Die vorliegende Aufnahme entstand 2016 in Berlin. Frank Peter Zimmermann spielt hier mit seinem Sohn Serge und den Berliner Barock Solisten. Die Zimmermanns präsentieren das Stück mit einer konzertanten Leichtigkeit sowohl im allegro als auch dem traumhaften adagio. Das Konzert atmet regelrecht in allen drei Sätzen, ohne dabei auch nur ansatzweise den kammermusikalischen Aspekt außer Acht zu lassen. Zudem haben sowohl Solisten als auch Orchester das notwendige Tempo-Gefühl. Selten klang Bach lyrischer und artikulierter als bei dieser Aufnahme.

Von Mozart ist überliefert, dass er von seinen 5 Violinkonzerten derart begeistert war, dass er sie selbst mehrfach aufführte. Insbesondere das 1775 noch in Salzburg entstandene 5. Konzert ist ungeheuer ausdrucksstark und phasenintensiv.

Frank Peter Zimmermann ohne Effekthascherei

Diese Einspielung entstand 2015 in München. Zimmermann wird begleitet vom Kammerorchester des Symphonieorchesters des bayrischen Rundfunks sowie Antoine Tamestit auf der Viola- Die Aufnahme ist ein absoluter Genuss für die Ohren. Alles klingt so leicht und beschwingt, sowohl in den tutti als auch den Soloparts. Weder Effekthascherei noch persönliche Manieriertheiten trüben den Konzertgenuss. Orchester und Solisten bilden eine perfekte Einheit und überzeugen durch hochvirtuose Eloquenz. Sie lassen die lebendige Kraft der Musik in ausgewogener Balance ganz auf den Hörer überspringen.

Frank Peter Zimmermann, Foto © Harald Hoffmann
Frank Peter Zimmermann, Foto © Harald Hoffmann

Den Abschluss der Box bildet das übermächtige, 1806 in Wien entstandene op.61 von Ludwig van Beethoven, sozusagen der „König der Löwen“ unter allen Violinkonzerten. Von kaum einem anderen klassischen Werk gibt es ähnlich viele Einspielungen. Die 2002 im Kulturpalast Dresden entstandene Aufnahme mit Frank Peter Zimmermann und der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Bernard Haitink sticht definitiv aus der Masse heraus und ist meine persönliche Lieblingseinspielung in Sachen Akustik und Interpretation. Bereits im allegro ma non troppo entfaltet sich die einladende Energie der Staatskapelle in den tutti und einem gekonnten legato. Wenn dann nach 3 Minuten Frank Peter Zimmermann seine Stradivari ansetzt, springt der Funke augenblicklich über. Beim larghetto entfaltet er eine regelrecht sphärische Klangfarbe, als wollte er den Hörer auffordern, mit ihm zusammen in Beethovens Gefühlswelt einzutauchen. Das zehnminütige rondo bildet den Abschluss dieses fulminanten Werkes und auch hier glänzt Frank Peter Zimmermann mit absolut technischer Brillanz bis in jedes Detail. Zu Recht ist das Publikum zum Ende des Konzerts in euphorischer Laune. Ein Top-Livemitschnitt, derdie Messlatte hoch anlegt.

Fazit: Mit dieser Box erhält der Klassikfreund eine einzigartige Sammlung der größten Violinkonzerte in absolut hervorragenden Referenzeinspielungen des wohl virtuosesten deutschen Geigers. Da die Edition zudem für relativ schmales budget erhältlich ist, kann man hier nun wirklich nichts falsch machen. Noch ein Tipp zum Schluss: Wer neben einer guten Hifi-Anlage auch einen klassiktauglichen Kopfhörer besitzt, sollte sich die Konzerte unbedingt auch mal „on ear“ anhören. Ein wirklich audiophiles Erlebnis.

Titelfoto © Irène Zandel

Das Album

Icon Autor lg
Kai Germann ist Pädagoge und war 15 Jahre lang Radiomoderator in unterschiedlichen Sendeformaten. Schon als Jugendlicher früh durch Oskar Werner inspiriert, hat er sich intensiv mit Poesie, Literatur und klassischer Musik auseinandergesetzt und auch selbst Klavier gespielt. Neben dem Schwerpunkt Wiener Klassik liebt er Musik in all ihren Facetten. Er schreibt Film-Rezensionen und Klassik-Reviews (Konzerte, CD-Neuerscheinungen, Buchbesprechungen), führt Interviews zum Thema Film, Theater, klassische Musik, und hält sich gerne in Salzburg auf. Kai Germann möchte mit seinen Beiträgen nicht nur Kenner, sondern auch Neueinsteiger jeden Alters für die vielen unterschiedlichen Facetten der klassischen Musik begeistern.
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