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Einfach Klassik.

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Georges Soyka Cover

CD-Review: Georges Soyka – Indigo

Was aus der Kaderschmiede des renommierten Trompeten-Professors Reinhold Friedrich kommt, kann ja eigentlich nur gut werden. Das trifft auch auf den luxemburgischen Trompeter Georges Soyka zu, der 2007 bis 2013 in Karlsruhe bei Reinhold Friedrich studierte und mittlerweile selbst Professor ist. Dass die luxemburgische Musikszene für ihn, der sich in der Klassik, aber auch im Jazz austobt, ein inspirierender Nährboden ist, offenbart sein aktuelles Release für das ARS-Label, welches Soyka nach einer Farbe betitelt hat. Der Titel„indigo“ steht für den bekennenden Synästhetiker für die gleichnamigen Blauton, der für Inspiration, Intuition und Wahrheit steht. 

Georges Soyka mit unentdecktem, attraktivem Repertoire

Und ja, die Stückeauswahl für diesen Tonträger wirkt durch seine spieltechnischen Herausforderungen prädestiniert genug, damit Georges Soyka die „Wahrheit“ seines Instruments im Zusammenwirken mit der japanischen Pianistin Kyoko Kashii mit ganzer Spielfreude entfaltet. Aber es lässt nicht nur die virtuose Interaktion in diesem Duo aufhorchen, ebenso bringt dieses neue Release weitgehend unbekanntes, attraktives Repertoire auf den Schirm. Daniel Schnyders „Trumpet Sonata“ fordert das Instrument und seinen Spieler dazu heraus, improvisatorisch wilde Linien abzufeuern. Ebenso gilt es, bei akrobatischen Intervallen in großem Abstand rauf- und runter zu springen. Heinrich Sutermeisters „Gavotte“ demonstriert, wie barocke Tanzformen den formalen Boden für neue, zeitgenössische Strukturen liefern. Die beiden Musiker spielen sich hier gern auch mal in Rage hinein, ebenso in einem „Scherzo appassionato“ von Maurice de Boucher. Damit verglichen wirkt Jan Wintershausens Stück „Jay“, wie ein lyrischer, tänzerischer Song, der fast folkartig beschwingt daher kommt. Drei kleine Meisterwerke des (im weitesten Sinne) französischen Neoklassizismus tun sich als ebenso attraktive Spielwiese für die temperamentvollen Interaktionen dieses Duos auf. Polyphoner geht es in einer Sonate von Jean Hubeau zur Sache. Und wie man mit etwas scheinbar Vertrauten etwas ganz Neues zaubern kann, zeigt das Finalstück dieser Aufnahme: Die Trompete als einfühlsame lyrische Singstimme im Tango Nuevo – das gelingt Georges Soyka in Astor Piazollas Welthit „Oblivion“ großartig. Dass bei aller Vielgestalt der Stücke auf das druckvolle, elastisch-bewegliche und auch in höchsten Höhenlagen bestechendes intonationssicheres Spiel des Luxemburgers Verlass ist, braucht kaum noch erwähnt zu werden. Wer bislang noch kein Fan dieses Blechblasinstrumentes war, könnte es durch diese Aufnahme werden.

Das Album

Icon Autor lg
Musik und Schreiben sind immer schon ein Teil von mir gewesen. Cellospiel und eine gewisse Erfahrung in Jugendorchestern prägten – unter vielem anderen – meine Sozialisation. Auf die Dauer hat sich das Musik-Erleben quer durch alle Genres verselbständigt. Neugier treibt mich an – und der weite Horizont ist mir viel lieber als die engmaschige Spezialisierung, deswegen bin ich dem freien Journalismus verfallen. Mein Interessenspektrum: Interessante Menschen und ihre Geschichten „hinter“ der Musik. Kulturschaffende, die sich etwas trauen. Künstlerische Projekte, die über Tellerränder blicken. Labels, die sich für Repertoire-Neuentdeckungen stark machen. Mein Arbeitsideal: Dies alles fürs Publikum entdeckbar zu machen.
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