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Musikalische Perlen Cover

CD-Review: Les Connivences Sonores – Musikalische Perlen

Die Flötistin Odile Renault und die Harfenistin Élodie Reibaud demonstrieren auf ihrem neuen Album für das ARS-Label die ganze Ausdruckspalette dieser Duobesetzung, die sich damit selbstbewusst über jede Konnotation als „Nische“ erhebt.

Odile Renault und Élodie Reibaud gründeten im Jahr 2014 ihr Duo „Les Connivences Sonores“ gründeten. Der gewählte aktuelle Albumtitel „Musikalische Perlen“ mutet wie eine starke Untertreibung des künstlerischen Anliegen an. Kompositorisch dokumentieren die vorliegenden „Musikalischen Perlen“ nämlich nichts weniger als mutige Befreiungsschläge des 20. Jahrhunderts in Bezug auf ästhetische Sprachenvielfalt.

Musikalische Perlen als Befreiungsschlag

Vor allem Claude Debussy fühlte sich von der Klangsinnlichkeit der Harfe, aber auch vom schwerelosen Ton der Flöte magisch angezogen. In diesem Geiste ist auch Désiré Emile Ingelbrechts Sonatine für Flöte und Harfe mittendrin im französischen Impressionismus. Das von Chromatik und modalen Strukturen gesättigte Spiel der beiden Musikerinnen sendet hier verführerische Signale aus. Lowell Liebermanns Sonate aus dem Jahr 1996 treibt einen solchen Gestus weiter. Viele Innovationen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leben nämlich auch in der Musik von heute weiter. Wie eng die Modalität alter Kirchentonarten mit arabischen Maqu`ams verwandt sind, macht das Duo in Ami Maayanis Arabeske Nr. 2 erfahrbar. Das Stück „Book of Hours“ des Aaron-Copland-Schülers Ned Rorem baut auf Abschnitten des lithurgischen Stundengebetes auf. Für dieses Duo wird es zur Grundlage, um eine breite Palette an Stimmungen zu leidenschaftlicher Konfrontation zu verdichten. Diese bekommt mit den hochvirtuosen „Drei Fragmenten“ von Witold Lutoslawsky ihr eindringliches Finale.

Les Connivences Sonores
Les Connivences Sonores

Das alles funktioniert nur, weil diese beiden Musikerinnen so intensiv miteinander kommunizieren können. Reich ist das Spektrum aus gesanglichen Linien, subtiler dynamischer Finesse in weitgespannten Crescendi und Decrescendi, aus Emotionen und Klangfarben. Fazit: Odile Renault und Désiré Emile versinken so umfassend in gegenseitiger Symbiose, dass man beim unvoreingenommenen Hören weniger an die niedergeschrieben Ideen von Komponisten denkt, stattdessen umso mehr miterlebt, wie hier zwei Spielerinnen „ihre“ Musik leben.

Herkunft

Nach einem Studium in den USA bei Marce Moyse wurde Odile Renauld Soloflötistin im Ensemble Orchestral de Normandie. Élodie Reibaud studierte an der Musikhochschule Genf und an der Akademie des Luzerner Festivals unter Leitung von Pierre Boulez und ist seitdem bei internationalen Orchestern engagiert. Ihre Liebe gilt aber vor allem der Kammermusik.

Die Tracks

Icon Autor lg
Musik und Schreiben sind immer schon ein Teil von mir gewesen. Cellospiel und eine gewisse Erfahrung in Jugendorchestern prägten – unter vielem anderen – meine Sozialisation. Auf die Dauer hat sich das Musik-Erleben quer durch alle Genres verselbständigt. Neugier treibt mich an – und der weite Horizont ist mir viel lieber als die engmaschige Spezialisierung, deswegen bin ich dem freien Journalismus verfallen. Mein Interessenspektrum: Interessante Menschen und ihre Geschichten „hinter“ der Musik. Kulturschaffende, die sich etwas trauen. Künstlerische Projekte, die über Tellerränder blicken. Labels, die sich für Repertoire-Neuentdeckungen stark machen. Mein Arbeitsideal: Dies alles fürs Publikum entdeckbar zu machen.
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