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Einfach Klassik.

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Das Signum Quartett in Ahrensburg

Kultur vor der Haustür? Da bin ich interessiert, und wenn der Verein Theater und Musik in Ahrensburg e.V. tatsächlich das Signum Quartett in die Stadt holt, dann ist der Konzertbesuch für mich fast schon ein Muss. Das Bremer Ensemble hat sich mittlerweile bis in den internationalen Streichquartetthimmel gespielt und bei Auftritten unter anderem in der Wigmore Hall oder dem Concertgebouw. Amsterdam brilliert. Dazu bedarf es nicht nur beste technische Standards aller Teilnehmenden, sondern auch Zusammenspiel und gemeinsames Funktionieren auf höchstem Niveau. Als ob das nicht genug Anspruch wäre geht es dann noch munter weiter mit ausgebuffter Programmierung, ohne die ein solches Ensemble auf jeden Fall keine Aufnahmetätigkeit anvisieren sollte, die aber auch im Konzertbetrieb unverzichtbar ist.

Alle genannten Attribute übererfüllt das Signum Quartett tatsächlich, vor allem im Bereich des Programms. Mit dem aus Südafrika stammenden Xandi van Dijk hat das Ensemble einen Bratschisten der nicht nur in der Komponistenszene sehr gut vernetzt ist, sondern der auch selbst gerne Werke, die eigentlich für eine andere Besetzung geschrieben wurden, für das Streichquartett umarbeitet. Allein das ist schon ein großes Pfand in der Hand des Signum Quartett.

Das Signum Quartett mit Vielfalt

Für das Konzert im Eduard-Söring-Saal in Ahrensburg legten die vier Musiker*innen eine interessant ausgewogene Epochenmischung aufs Notenpult, was einerseits die breite Vielfalt des Ensembles demonstrierte, andererseits das Publikum zwar etwas, aber nicht übermäßig forderte.

Mit dem Streichquartett in D-Dur op. 20 Nr. 4 von Joseph Haydn ging es zu Beginn gleich mit einem Streichquartettklassiker los, und die vier Musiker*innen demonstrierten das Werk beeindruckend. In hochpräzisen Unisonoläufen und spontan entwickelten Kleinkooperationen legten sie mit viel Spielfreude los, und vor allem Annette Walther an der Violine zeigte viel Körpereinsatz und nahm gern Kontakt zu den anderen auf. Die leichte und beschwingte Herangehensweise behielten sie auch im zweiten Satz “Un poco Adagio di molto” bei, während Walther oft mit Xandi van Dijk in Dialog ging. 

Signum Quartett
Signum Quartett, Eduard-Söring-Saal, Ahrensburg

Thomas Schmitz am Cello war während das gesamten Abends immer wieder in der Melodieführung stark und bestimmt, an dieser Stelle mit zusätzlichem Witz und gut kontrollierten Legati. Er trug genauso wie die anderen beeindruckend zur hohen Synchronität im Zusammenspielt bei, das die Musiker*innen oft mit Verve und hoher Energie anlegten.

Mit “Komeng” des in Soweto geborenen Komponisten Mokale Koapeng brachte das Signum Quartett dann ein Stück aus dem Jahr 2003. Die fast verträumte Harmonik wird darin schichtweise fortentwickelt, und die vier Musiker*innen bildeten das mit wunderschöner Tongestaltung ab. Akzente setzten die Violinen mit ihren schön in den Lautstärken abgestimmten Glissandi, und das Cello mit dem sehr präsenten Bass-Puls.

Unerwartet früh lag der Höhepunkt des Abends für mich dann aber in “(rage) rage against the” des Komponisten Matthijs van Dijk aus dem Jahr 2018. Obwohl das Stück den Tod und Sterblichkeit thematisiert, während es sich an das Gedicht “Do Not Go Gentle Into That Good Night” von Dylan Thomas anlehnt, konnte mich die Musik im Konzert dennoch fröhlich stimmen. Die auf die Saiten geschlagenen Bögen, und das synchrone Aufstampfen mit den Füßen aller Musiker*innen hatte in seiner Impulshaftigkeit sehr unterhaltsame Züge. Dazwischen aber zogen die Vier vom Signum Quartett die Harmoniebewegungen immer energischer und steigernder in die Höhe, und bauten so eine unglaubliche Spannung auf, die mich richtig packte. Und als dann zum Schluss noch ein gesummter Gesangspart hinzukam war ich vom diesem Stück vollends begeistert!

Das Janáček-Projekt

Nach der Pause stellte Xandi van Dijk ein weiteres seiner Bearbeitungsprojekte vor, drei Lieder des tschechischen Komponisten Leoš Janáček. Diese und Janáčeks Streichquartett “Intime Briefe” spielte das Signum Quartett mit der erzählenden Freude, die der Musik des Komponisten gebührt, gestalteten dramaturgisch äußerst interessant, und nahmen das Publikum so mit in längere Geschichten. In der technischen Umsetzung waren es abermals die sehr synchron geführten Dynamikverläufe, die mich dabei besonders ansprachen, woran auch die hohe Eingespieltheit des Ensembles gut ablesbar war.

Mit der angemessenen Begeisterung über diese wunderbare Spielqualität forderte das Ahrensburger Publikum zum Schluss dann noch zwei Zugaben, die das Signum Quartett mit weiteren Liedbearbeitungen van Dijks erfüllte.

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Stefan Pillhofer ist gelernter Toningenieur und hat viel Zeit seines Lebens in Tonstudios verbracht. Er hat viel Hörerfahrung mit klassischer und Neuer Musik gesammelt und liebt es genau hinzuhören. In den letzten Jahren hat sich die Neue und zeitgenössische Musik zu einem seiner Schwerpunkte entwickelt und er ist stets auf der Suche nach neuen Komponist*innen und Werken. Stefan betreibt das Online-Magazin Orchestergraben, in dem er in gemischten Themen über klassische Musik schreibt. Darüberhinaus ist er auch als Konzertrezensent für Bachtrack tätig.
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