logogross

Einfach Klassik.

Einfach Klassik.

MIXTUR – Festival für neue Klangkunst in Barcelona

An neun Veranstaltungsorte in Barcelona, die kaum unterschiedlicher sein könnten, führte das Festival MIXTUR vom 5. bis 15. Oktober 2023. An dreien dieser Orte konnte ich mir einen Eindruck verschaffen und mit dem Festival-Team sprechen, und dieser kurze Blick in die beeindruckende Welt des „Festival de Nueva Creación Sonora“ machte deutlich: MIXTUR ist eine Entdeckung für alle, die Neues in der Neuen Musik suchen. Das Line-Up wartete mit ganzen 22 Konzerten, einer Fülle von Lectures, Workshops und Meisterklassen auf, dazwischen luden die Veranstalter zu Meet & Greet mit Künstler*innen sowie zu geführten Touren durch die aktuelle Ausstellung im „Museo de la Música de Barcelona“ ein. Das Museum, das man beim Konzertbesuch ganz nebenbei durchläuft, befindet sich im Gebäude der hochmodernen Musikhochschule „Escuela Superior de Música de Catalunya“, und öffnet mit einer imposanten Instrumentensammlung ein musikalisches Fenster zur Welt.

Festival Mixtur
Eröffnung Nau Bostik, Foto © Christina v. Richthofen

Mixtur – Eröffnung in passendem Ambiente.

Das Eröffnungskonzert des MIXTUR Festivals fand im Kulturzentrum Nau Bostik im Stadtteil La Sagrera statt, unweit eines immensen gleichnamigen Bauprojekts. Nach Plänen des Architekten Frank Gehry entsteht hier ein avantgardistischer Bahnhof, der nachhaltiges Reisen in die beliebte Metropole vereinfachen und den gesamten Stadtteil aufwerten soll. Neben alternativen Kunst-Ateliers und Werkstätten, einem Flohmarktgelände und einer kleinen Pop-Up Bar, birgt das Zentrum Nau Bostik einen Konzertsaal, der ideal auf die kreative Energie von MIXTUR einstimmte und ein guter Ort für den Auftritt des portugiesischen Sond’Ar-te Electric Ensemble war. Das fünfköpfige Ensemble, bestehend aus Flöte, Klarinette, Geige, Cello und Klavier wurde mit Sound und Life-Electronic komplettiert. Aufgrund der Komplexität der Stücke (allesamt aus Spanien und Portugal) hatte das Quintett sich zusätzlich für die Zusammenarbeit mit einem Dirigenten entschieden. Neben dem augenscheinlich opulentesten Stück des Abends, „American Way of Life“ von Joan Gómez Alemany mit Video und Life- Electronic beeindruckten vor allem auch drei ‚Miniaturen‘, die im Rahmen von MIXTUR entstanden und hier zur Uraufführung kamen.

Festivalkonzept

Idee des Festivals ist die Förderung multidisziplinärer Klangprojekte und die Ausbildung und Präsentation junger Komponist*innen. Zusätzlich haben Teilnehmer*innen die Gelegenheit, sich in Meisterkursen und Lectures bei internationalen Spezialist*innen wertvolle Impulse zur Interpretation zeitgenössischer Musik abzuholen. In den Konzerten kommen vorwiegend Stücke zur Aufführung, die als Auftragswerke oder Ergebnisse aus eigenen Kompositionsworkshops, meist im Vorjahr, entstanden sind.

Carin Levine
Carin Levine, Foto © Christina v. Richthofen

Das Gremium, bestehend aus den Festivalleitern Oriol Saladrigues und Oliver Rappoport arbeitet in enger Absprache mit Partner*innen aus dem internationalen Ulysses Network, dem unter anderem auch bedeutende Festivals wie der Warschauer Herbst, die Klangwerkstatt Berlin, die Klangspuren, Acht Brücken und NewMusicSouthAfrica angeschlossen sind. So können ausgewählte Werke um die Welt reisen anstatt nach der UA in der Schublade zu verschwinden. Für junge Komponist*innen ist die Teilnahme am Festival also in mehrfacher Hinsicht eine große Chance.

Konzerte mit Carin Levine und dem Trio Catch

In der Musikhochschule spielte die international renommierte Flötistin Carin Levine eben solche Stücke in vertrauter Souveränität und mit sichtlicher Freude an den neuen Kompositionen, von denen „Miniature“ von Tianyu Zou durch die Verkabelung eines Fingers der Interpretin besondere Aufmerksamkeit erregte. Einen Abend später dann gestaltete das Trio Catch ein Highlight des Festivalprogramms. Mit Werken von

Trio Catch
Trio Catch, Foto © Christina v. Richthofen

Mikel Urquiza, Milica Djordjevic, José Luis Perdigón und Helmut Lachenmann brillierte das Ensemble im Kammermusiksaal des Palau de la Música Catalana. Auffallend, wie akademisch die Musik Lachenmanns im Vergleich zu den aktuellen Stücken an diesem Abend wirkte. Vor allem im direkten Vergleich mit Mikel Urquizas für das Trio Catch komponiertem „Piéges de neige“ aus dem Jahr 2018, ein aufregendes Spiel mit Licht und Dunkel, mit Kontrasten und überraschenden Klangeffekten. Sun-Young Nam begeistert am Klavier, Klarinettist Martin Adámek, Neuzugang im Trio, und Eva Boesch überzeugen durch perfektes Zusammenspiel. Nach der Entdeckung des MIXTUR Festivals ist die Kulturstadt Barcelona noch einmal mehr eine Reise wert.

Icon Autor lg
Seit meinem Auslandssemester in Santiago de Compostela in den späten 80ern zieht es mich immer wieder auf die iberische Halbinsel. Berufliche und private Verbindungen haben Spanien zu meiner zweiten Heimat gemacht. Orchestertourneen habe ich organisiert und begleitet, mit spanischen Agenturen und Veranstaltern zusammen gearbeitet und auf der Feria Internacional de Música Antigua in Murcia einen Vortrag über die Alte Musik Szene in Deutschland gehalten. Ich bin froh, dass das Kerngeschäft meiner Kölner Agentur für Kultur-Promotion Raum lässt für Exkursionen und Entdeckungen. Für den Orchestergraben berichte ich aus Barcelona über Festivals und Konzerte in der Region.
Dots oben

Das könnte Dir auch gefallen

Dots unten
Dots oben

Verfasse einen Kommentar

Dots unten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter

Icon Mail lg weiss

Bleib informiert & hol dir einen
exklusiven Artikel für Abonnenten