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Einfach Klassik.

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Preview 16.12.: Sabine Grofmeier und Los Muchachos Paraguayos

Ein Tapetenwechsel tut immer mal gut. Nachdem Sabine Grofmeier seit 2017 mit ihren Hamburger Serenadenkonzerten die Mozartsäle bespielt hat, ist die beliebte Konzertreihe im Herbst nun in die Laeiszhalle „umgezogen“. Und ja: Auf Anhieb ist es richtig gut angelaufen an der neuen Location mit ihrem bewährten Konzept, sich immer neue Gäste für ein gemeinsames Konzert einzuladen: Der Jazzpianist Jeroen Jacobs war eine erste Wahl, um gemeinsam der großen Liebe zum ewigen George Gershwin zu huldigen. Ein Duokonzert mit der Harfenistin Jasmin-Isabel Kühne bewies, dass die Kombination Klarinette plus Harfe bestens funktioniert, wenn man nur mit genug Bühnenpräsenz etwas zu „sagen“ hat. 

Sabine Grofmeier
Sabine Grofmeier, Foto © Stefan Pieper

Gemeinsamer künstlerischer Nenner 

Der stylische Rahmen und die perfekte Akustik in der kleinen Laeizhalle dürfte sich beim Weihnachtskonzert am 16. Dezember ebenso als sichere Bank erweisen, wenn Sabine Grofmeier hier mit dem „Los Muchachos Paraguayos“ gemeinsame Sache macht. Was bekanntlich schon eine längere gemeinsame Geschichte hat: Sabine Grofmeier lernte den Gitarristen bzw Requintospieler Juan Luis Amarilla auf einer Kreuzfahrt kennen, denn beide sind auch sehr gefragte Musikerpersönlichkeiten für stimmungsvolle Konzerte als Gastkünstler auf hoher See. Luis und seine Combo sind darüber hinaus direkte Nachfahren der weltberühmten Los Paraguayos. Und die haben nichts geringeres geleistet, als ein halbes Jahrhundert lang den musikalischen Reichtum Südamerikas auf dem ganzen Globus bekannt zu machen. Der gemeinsame Nenner zwischen den spielfreudigen Südamerikanern und der vielseitigen Klarinettistin Sabine Grofmeier besteht in der Menschen verbindenden Qualität beim Musikmachen – wozu höchste künstlerische Qualität nie einen Widerspruch darstellt. Einen Vorgeschmack auf den großen Auftritt in der Laeiszhalle gaben zwei Konzerte im intimeren Rahmen, unter anderem in Sabine Grofmeiers Heimatstadt Marl: Quirlig pulsieren die traditionellen Akustikgitarren in den vielseitigen improvisatorischen Rhythmen, denen Schlagzeuger Eduardo Contreras nur auf einer Snare Drum zusätzlichen Biss verlieh. Der Gesang ist oft mehrstimmig Das leidenschaftliche Timbre könnte auf Anhieb in irgend eine Bar mitten in Südamerika versetzen, wo bei 45 Grad im Schatten (die aktuell in Luis` Heimat Paraguay zur Weihnachtszeit herrschen) das Cerveza reichlich fließt. 

Es ist wichtig, im Leben viele Freunde zu haben

Keine Frage, mehr Authentizität als hier mit diesen „Welt-Musikern“ im besten Sinne, geht wohl kaum auf eine Bühne zu bringen. Das Lied „Vamos Amigos“ ist ein spanischer Titel und „La Peregrinación“ ein argentinisches Weihnachtslied. Letzteres drückt die Hoffnung und Spiritualität von Pilgern aus, die trotz aller Schwierigkeiten und Anstrengungen ihre Reise fortsetzen. Das Lied — erinnert daran, dass jetzt gerade – idealerweise – eine Zeit für Besinnung, Nächstenliebe und Austausch anbricht. Paraguay ist ein Schmelztiegel der verschiedenen Musikeinflüsse auf dem riesigen südamerikanischen Kontinent, Musikstücke aus Chile und Brasilien gehören daher zum Repertoire. „Un Millón de Amigos“ ist ein Lied des brasilianischen Sängers Roberto Carlos aus dem Jahr 1974. Es sagt genau das, was schon im Titel mitschwingt: Wie wichtig ist es doch, im Leben viele Freunde zu haben. 

Los Muchachos Paraguayos
Los Muchachos Paraguayos, Foto @ Stefan Pieper

Sabine Grofmeiers Sache ist ein hervorragendes intuitives Gespür. Beim Spiel auf ihrer Klarinette, das hochvirtuos und mühelos flexibel daher kommt sowieso. Aber auch, wie sie ihre „eigenen“ Stücke im genau passenden Moment zum Element einer wirkungsvollen Live-Dramaturgie erhebt: Mozarts „Rondo alle Turca“ wirkt fast schon improvisiert und jazzig, eben weil diese Musikerin so versiert über den Tellerrand der Klassik hinaus blickt und damit auch dem Publikum zum „lockerwerden“ verhilft. Ebenso war auch in Marls vollbesetztem Kulturzentrum Erlöserkirche wieder die Zeit für Leonard Cohens „Halleluja“ gekommen, wo sie ihr Publikum zum Aufstehen und Mitsingen und eben zur aktiven Teilnahme an einem großen Ganzen animiert. Beim Konzert in der Laeiszhalle treten Los Muchachos Paraguayos in einer etwas größeren Besetzung auf, zu der auch eine lateinamerikanische Harfe gehört. 

Sa, 16.12.2023 19:30 Uhr 

Laeiszhalle Kleiner Saal 

Es gibt es noch wenige Restkarten – man sollte sich beeilen.

Icon Autor lg
Musik und Schreiben sind immer schon ein Teil von mir gewesen. Cellospiel und eine gewisse Erfahrung in Jugendorchestern prägten – unter vielem anderen – meine Sozialisation. Auf die Dauer hat sich das Musik-Erleben quer durch alle Genres verselbständigt. Neugier treibt mich an – und der weite Horizont ist mir viel lieber als die engmaschige Spezialisierung, deswegen bin ich dem freien Journalismus verfallen. Mein Interessenspektrum: Interessante Menschen und ihre Geschichten „hinter“ der Musik. Kulturschaffende, die sich etwas trauen. Künstlerische Projekte, die über Tellerränder blicken. Labels, die sich für Repertoire-Neuentdeckungen stark machen. Mein Arbeitsideal: Dies alles fürs Publikum entdeckbar zu machen.
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