Der portugiesische Ausnahme-Pianist und Beethoven Experte Artur Pereira setzt mit seinem neuen Album „Piano sonatas vol. 2“ seine Interpretation der Beethoven-Klaviersonaten fort.
Die Sonate op. 2 Nr. 1, ein Frühwerk des Meisters, wurde erstmalig 1795 im Hause des Fürsten Lichnowsky öffentlich aufgeführt. Zum erlauchten Publikumskreis gehörte u.a. kein Geringerer als der große Komponist Joseph Haydn, der nicht nur Beethovens Freund, sondern auch dessen Lehrer war. So ist es nicht verwunderlich, dass die op.2 Sonaten Haydn gewidmet sind. Dem großen Vorbild wurde trotz mancher Spannungen zwischen den beiden Männern dadurch eine besondere Ehre zuteil.
Artur Pereira mit Liebe zum Detail
Artur Pereira legt bei seiner Interpretation der Sonate besonderen Wert auf die Liebe zum Detail, und diese Tatsache ist auch in jeder Note hörbar. Sein Spiel ist bemerkenswert nuanciert, aber niemals zu intellektuell orientiert. Obwohl Beethoven oftmals an entscheidenden Stellen keine Auflösungszeichen gesetzt hat, sind seine Absichten zumindest in wissenschaftlich fundierten Notenausgaben klar erkennbar. Und genau darauf konzentriert sich Pereira bei seiner Arbeit. Ausschmückungen oder Verzierungen sind nicht sein Ding. Dadurch nähert er sich Beethoven auf besondere Weise an.
Die Sonate „quasi una fantasia“, besser bekannt unter dem unsäglichen Beinamen „Mondscheinsonate“, wird oftmals als romantisch verklärte Nachtmusik missinterpretiert. Dabei ähnelt die Grundstimmung dieses Meisterwerks eher einem Trauermarsch. Beethoven war bei der Fertigstellung dieses Stücks im Jahre 1801 in wahrlich eher deprimierter Stimmung. Überlieferungen zufolge hat er den ersten Satz der Sonate anlässlich der Beerdigung eines Freundes gänzlich ohne Zuhörer in stiller Abgeschiedenheit gespielt.
Auch hier gelingt Artur Pereira die Kunst der Fuge. Er verleiht der Sonate die notwendige Intimität und hält sich akribisch an Beethovens Anweisung, das Stück mit dem „allergrößten Zartgefühl“ zu spielen, vermeidet dabei aber jeden sentimentalen Anflug. Das allegretto ist anmutend tänzerisch und lässt eine gewisse Eleganz nicht vermissen. Im Presto entfacht er dann einen Sturm auf der Klaviatur. Gekonnt setzt Pereira das Pedal zur Untermauerung des mitreißenden Finales ein.
Artur Pereiras Spiel insgesamt ist stilistische Balance gepaart mit einer besonderen Tiefe des Ausdrucks. Nach seiner fulminanten Einspielung der „Sturm-Sonate op. 31“ gelingt ihm mit seiner Weiterführung der Beethoven-Sonaten Vol. 2 auch hier eine überaus packende und leuchtende Interpretation. Sein Beethoven ist empirisch, herausfordernd und eine Quelle der Inspiration.